Abstract
Ziel: In dieser Übersichtsarbeit werden die physiologischen Funktionen der Ami-nosäure Glutamin erläutert und die Auswirkungen einer bei Katabolie, metabolischem Streβ und Mangelernährung auftretenden Glutaminverarmung auf vitale Körperfunktionen diskutiert. Nachfolgend wird die Anwendung von Glutamin- bzw. Glutamindipeptid-Supplementen in der Ernährungstherapie kritisch beleuchtet. Abschlieβend wird die Bedeutung der Glutaminzufuhr besonders im Hinblick auf Praktikabilität und zukünftige Einsatzgebiete diskutiert. Design: Für diese Zusammenstellung wurden sowohl grundlegende Arbeiten aus den Bereichen Physiologie und Ernährungswissenschaft als auch alle aktuellen experimentellen und klinischen Forschungsarbeiten, die sich mit der Verwendung von Glutamin bzw. Glutamindipeptid-Supplementen in der klinischen Ernährung befassen, berücksichtigt. Ergebnisse: Bei einer Vielzahl von Erkrankungen (z. B. schwere Katabolie/metabo-lischer Streβ, intestinale Unter-/Fehlfunktionen, immundefizitäre Syndrome) muβ Glutamin als bedingt essentieller Nährstoff eingestuft und im Rahmen einer Ernährungstherapie in adäquaten Mengen (etwa 10-15 g/Tag) zugeführt werden. Nur dadurch kann einer Verarmung an Glutamin entgegengetreten werden, wodurch die klinische Situation günstig beeinfluβt wird. Durch den Einsatz von gut löslichen und stabilen glutaminhaltigen Dipeptiden ist erstmals eine sichere parenterale Versorgung der Patienten mit Glutamin gewährleistet. Schluβfolgerungen: Die Anwendung einer Glutamintherapie könnte bei verschiedenen Patientengruppen dazu beitragen, den Stickstoffhaushalt zu verbessern, die Häufigkeit von klinischen Infektionen zu vermindern, die Gefahr einer mikrobiellen Besiedlung zu verringern und möglicherweise Liegezeiten zu verkürzen.