Abstract
Hintergrund: Die finanzielle Aufwandsentschädigung für Blutspender, wie sie der-zeit in Deutschland von den staatlich-kommunalen Blutspendediensten gehandhabt wird, ist vor allem international umstritten. Es wird befürchtet, daβ dadurch Spender aus sogenannten Risikogruppen angeworben werden. Statt dessen werden andere Anreizsysteme diskutiert. Nach dem sogenannten AIDS-Skandal in Deutschland ware eine Anderung der Spendemotivation mit erhöhter Bereitschaft zum Verzicht auf eine finanzielle Aufwandsentschädigung zu erwarten gewesen. Daher führten wir eine aktuelle Befragung durch, in der sowohl der Verzicht auf eine finanzielle Vergütung als auch Möglichkeiten einer bargeldlosen Aufwandsentschädigung und andere Anreizsysteme auf ihre Akzeptanz beim Spender geprüft wurden. Material und Methode: In der Zeit vom 1.3.1994 bis zum 30.4.1994 wurden 1157 Blutspender der Universitätsblutbank Marburg mittels eines anonymisierten Frage-bogens im Rahmen einer Vollblutspende befragt. Neben der Erfassung der oben an-gesprochenen Aspekte wurden demoskopische Daten erhoben (Alter, Geschlecht, Beruf, Anfahrtsweg). Ergebnisse: Den ersatzlosen Wegfall der Aufwandsentschädigung lehnten 86,1% der Spender ab, 77% wurden dann nicht mehr spenden. Mit der Überweisung der Aufwandsentschädigung auf ein Bankkonto waren 78,6%, mit der Verwendung von Verrechnungsschecks 68,7% einverstanden. Theater-, Konzert-, Kinokarten- oder Restaurantgutscheine als Ersatz wurden nur von 27,3% der Spender befürwortet, 36,9% wurden unter diesen Umständen weiter spenden. Mit zunehmendem Lebens-alter und steigender Anzahl der geleisteten Spenden wurde – weitgehend unab-hängig vom sozialen Status – gröβerer Wert auf die Beibehaltung der finanziellen Aufwandsentschädigung gelegt. Diskussion: Der Wegfall der finanziellen Aufwandsentschädigung würde zu einem erheblichen Rückgang der Spendebereitschaft bei den Spenderstämmen der staatlich-kommunalen Blutspendedienste führen. Eine Erhöhung der Virussicherheit der Blutprodukte ware dadurch jedoch nicht zu erreichen, da gerade die langjährigen Stammspender verprellt wurden. Mit erheblichen Engpässen, insbesondere in der spezifisch kliniknahen Blutversorgung, ware zu rechnen.