Abstract
Ziel: Prüfung des Einflusses des C2/C6-Besetzungsverhältnisses und des Substitutionsgrades von zwei 6%igen Hydroxyäthylstärke-(HES-)Lösungen auf die Eliminationskinetik und die Fluidität des Blutes. Design: Einfach-blinde prospektive randomisierte Cross-over-Studie. Rahmen: Hämostaseologisch-angiologische Ambulanz der Universitätsklinik Homburg. Teilnehmer: 6 freiwillige, klinisch unauffällige Probanden. Interventionen: Es wurde jeweils eine Infusion von 500 ml zweier verschiedener HES-Lösungen (6% HES 200/0,5 bzw. 6% HES 200/0,62) intravenös innerhalb von einer Stunde verabreicht. Zwischen den beiden Infusionen wurde eine Auswasch-phase von 3 Monaten eingehalten. Gemessen wurden Konzentration und Moleku-largewichtsverteilung der intravasalen HES-Moleküle bis zu 24 h nach Infusion so-wie die Fluidität des Blutes vor und nach Infusion. Ergebnisse: Neben der molaren Substitution (MS), die für die beiden eingesetzten HES-Lösungen unterschiedlich ist, beeinflußt das Besetzungsverhältnis der C2- bzw. C6-Atome (C2/C6-Besetzungsverhältnis) am Glukosering den Abbau der HES-Moleküle. Die entstehenden Degradationsprodukte haben bei hohem C2/C6-Beset-zungsverhältnis und hoher MS ein im Mittel höheres Molekulargewicht. Dies beeinflußt die Fließfähigkeit des Blutes. Während die Hämatokritabnahme eine Stunde nach Infusionsende vergleichbar ist, bleibt die Hämatokriterniedrigung bei hohem C2/C6-Besetzungsverhältnis und hoher MS länger erhalten. Der Plasmaviskositäts-anstieg ist bei hohem C2/C6-Besetzungsverhältnis und hoher MS starker ausgeprägt. Schlußfolgerungen: Die Infusion von HES 200/0,62 führt zu einer wesentlich längeren Verweildauer im Vergleich zu HES 200/0,5, verbunden mit deutlich größeren Degradationsprodukten im Plasma, was einen stärkeren Verdünnungseffekt, aber auch einen stärkeren Anstieg der Plasmaviskosität bis zu 24 h nach Infusionsende bewirkt. Bei der Hämodilutionsbehandlung von Patienten mit arterieller Verschlußkrankheit wird der Einsatz von HES, die einen Plasmaviskositätsanstieg induziert, eher als unwillkommen diskutiert.