Abstract
Die zuverlässige Wirksamkeit von Dextranlösungen bei den Indikationen Volumen-expansion und Thromboseprophylaxe begründet ihre weit verbreitete klinische Anwendung. Um die dextraninduzierte anaphylaktische/anaphylaktoide Reaktion (DIAR) zu verhindern, erhält jeder Patient vor Infusion von Dextran-60 eine Vorinjektion von Haptendextran. Wir berichten über einen 60jährigen polytraumatisierten Patienten, der trotz dieser Vorinjektion in sehr engem zeitlichen Zusammenhang mit der intravenösen Gabe von Dextran-60 einen lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock erlitt. Der klinische Verlauf und der Nachweis extrem hoher dextranreaktiver Antikörper im unmittelbar nach Auftreten des Schockgeschehens abgenommenen venösen Blut machen es sehr wahrscheinlich, daβ es sich hierbei um ein dextraninduziertes Schockgeschehen gehandelt hat. Der folgende seltene Fall zeigt erneut, daβ Dextraninfusionen trotz korrekter Gabe von Haptendextran anaphylaktische Reaktionen auslösen können, wenn Patienten einen vorbestehenden extrem hohen Titer dextranreaktiver Antikörper aufweisen. Unter solchen Bedingungen können die Bindungsstellen der dextranreaktiven Antikörper durch die injizierte Menge von monovalentem Haptendextran nicht vollständig abgesättigt werden. Der Fallbericht unterstreicht die Notwendigkeit der Uberwachung von Dextraninfusionen mit der Möglichkeit zur Reanimation, um letale Komplikationen bei einer solchen Konstellation zu vermeiden.