Abstract
Mercury-in-Silastic-Strain-Gauge-Plethysmographie (MSG) ist eine nichtinvasive Untersuchungsmethode zur Beurteilung der Mikrozirkulation von Extremitäten. Mit Hilfe der MSG kann der kapilläre Filtrationskoeffizient (Kf, Index für Permeabilität von Kapillaren), der isovolumetrische venose Druck (Pvi), der venose Druck Druck (Pv), sowie der arterielle Bluteinstrom (Qa) in eine Extremität bestimmt werden. Wir untersuchten 36 kritisch kranke Patienten, die entweder im hämorrha-gischen oder im septischen Schock auf die Intensivstation (ICU) aufgenommen wurden. Die Patienten wurden invasiv überwacht (Swan-Ganz-Katheter und arterielle Kanülen) und jede Berechnung der hämodynamischen Parameter mit einer MSG-Messung kombiniert. Wir beobachteten bei beiden Patientengruppen deutliche Veränderungen im PVi, die mit dem Verlauf der Erkrankungen korrelierten. Bei Übernahme auf die ICU zeigten überlebende (Pvi = 37,7 ± 2,6 mmHg) und verstorbene (Pvi = 33,7 ± 3,5 mmHg) Patienten einen signifikant höheren Pvi als junge gesunde Studenten (22,1 ± 0,82 mmHg). Bei überlebenden Patienten kam es im Verlauf der Therapie zu einer signifikanten Reduktion im Pvi auf 27,3 ± 1,7 mm Hg, wohingegen verstorbene Patienten einen weiteren Anstieg im Pvi (39,5 ± 3,0) aufwiesen. Pvi änderte sich in Abhängigkeit von den verwendeten therapeutischen Maßnahmen. Patienten, die zur hämodynamischen Stabilisierung lediglich eine adäquate Flüssigkeitssubstitution benötigten (F), zeigten einen niedrigeren Pvi (31,3 ± 2,9 mm Hg) als Patienten, die positiv inotrope Substanzen benötigten (D, Pvi = 38,2 ± 2,4 mmHg), um die von uns gesetzten therapeutischen Ziele (DO2& > 550 ml · min–1 · m–2, VO2> 150 ml · min–1 · m–2 und ein gemischtvenöses Laktat < 2,0 mmol/l) zu erfüllen. Durch die Therapie kam es bei der F-Gruppe zu keiner signifikanten Änderung im Pvi, bei der D-Gruppe beobachteten wir jedoch eine signifikante Reduktion im Pvi auf 25,4 ± 2,42. Wir glauben, daß Pvi ein Index für eine unzureichende mikrovaskuläre Perfusion darstellt. MSG ist eine hilfreiche, nichtinvasive Untersuchungsmethode zur Beurteilung der Mikrozirkulation, die eine frühzeitigere Diagnose des mikrovaskulären Versagens ermöglicht, was insbesondere bei kritisch kranken Patienten wünschenswert wäre.