Abstract
Mit der tonometrischen Bestimmung des Mukosa-pH-Wertes können nichtinvasiv Informationen über das Verhältnis von Sauerstoffangebot und Sauerstoffbedarf der gastrointestinalen Mukosa gewonnen werden. Die Technik der tonometrischen pHi-Bestimmung ist einfach zu handhaben; für die klinische Anwendung stehen kommerziell erhältliche Tonometriekatheter zur Verfügung (Tonometrics®). Zur Ermittlung des pHi-Wertes werden der pCO2 in der Füllflüssigkeit des im Magen oder im Sigma plazierten Tonometriekatheterballons und die Bikarbonatkonzentration in einer arteriellen Blutprobe bestimmt; der pHi wird mit Hilfe der Henderson-Hasselbalch-Gleichung errechnet. Experimentell wurde die tonometrische pHi-Bestimmung validiert und die Abhängigkeit des pHi vom lokalen Sauerstoffangebot an die Mukosa nachgewiesen. Bei chirurgischen Patienten hatte der pHi-Wert hohe prognostische Wertigkeit für das Auftreten von Komplikationen und für die Überlebenswahrscheinlichkeit. Bei Intensivpatienten mit Mukosaazidose konnte durch die Optimierung der Intensivtherapie anhand des pHi-Wertes eine Verbesserung der Überlebensrate erreicht werden. Für die Bestimmung des tatsächlichen Stellenwertes der tonometrischen Bestimmung des Mukosa-pH sind weitere Studien an exakt stratifizierten Patientengrup-pen mit definierten Interventionsgrenzen und genauen, auf die Verbesserung der Sauerstoffversorgung abzielenden, Therapieprotokollen erforderlich. Die pHi-Messung scheint nach den vorliegenden Informationen ein wertvolles Monitoringverfahren zu sein, das wichtige Informationen über die lokale Sauerstoffversorgung der gastrointestinalen Mukosa liefern, Rückschlüsse auf die Prognose des Patienten ermöglichen und die Notwendigkeit von Therapiemaßnahmen zur Verbesserung der Gewebeoxygenierung anzeigen kann.