Abstract
Ziel: Das aktuelle Risiko transfusionsassoziierter Infektionen, besonders mit dem Human Immunodeficiency Virus (HIV) und dem Hepatitis-C-Virus (HCV), für Mitteleuropa zu definieren. Quellen: Relevante neueste englische und deutsche Veröffentlichungen und eigene Daten. Auswahlkriterien: Keine spezielle Literaturrecherche über die Zeit. Ergebnisse: Durch verstärkte Spenderselektion, zusätzliches und verbessertes Labor-Screening und eine sich ändernde Epidemiologie ist das Risiko eine dynamische Gröβe, deren gegenwärtiger Stand immer wieder neu bestimmt werden muβ. Das Risiko einer HIV-Übertragung wird auf 1:1 Million per transfundierte Blutkomponente geschätzt. Durch die seit 1990 durchgeführte Testung aller Blutspenden auf Anti-HCV wurde die Posttransfusionshepatitis-C-(PTH-C-)Übertragung um 80% reduziert und nach eigenen Daten auf 1 per 5000 transfundierte Blutpräparate geschätzt. Eine zu erwartende Verbesserung des HCV-Screenings wird das Risiko, HCV durch Blut zu übertragen, weiter reduzieren. Das Risiko, Hepatitis B zu übertragen, liegt in der Gröβenordnung von 1 per 50000 transfundierte Blutkomponenten. Schluβfolgerung: Dieses in den letzten Jahren deutlich verminderte, aber häufig überschätzte Infektionsrisiko muβ bei einer Nutzen/Risiko-Abschätzung für alternative Methoden zur homologen Bluttransfusion für den einzelnen Patienten in Betracht gezogen werden.