Abstract
In den letzten Jahren ist das Thema «lmmunsuppression nach Bluttransfusionen» immer häufiger Gegenstand von klinischen Studien gewesen. Die Ergebnisse dieser retrospektiven Untersuchungen erhärten die Vermutung, daß die Prognose einiger Tumorerkrankungen wie z.B. des Kolonkarzinoms von transfundiertem Blut negativ beeinflußt wird. Besonders Plasma steht im Verdacht, immunsuppressiv zu wirken. Wir untersuchten deshalb in vitro die Wirkung von Frischplasma (FP), gefrorenem Frischplasma (GFP) und Heparin-Plasma (HP) sowie von verschiedenen i.v.-Immunglobulinen (IVIG) auf die Mitogen(PHA, ConA, PWM)-induzierte Lymphozytentransformation sowie auf die Reaktivität in der gemischten Lymphozytenkultur. Des weiteren wurde die Beeinflussung der Phagozytoseaktivität von Monozyten durch Plasma und IVIG im Monozyten-Monolayer-Assay (MMA) untersucht. Zusammengefaßt erhielten wir folgende Ergebnisse: 1) FP und GFP hemmen hauptsächlich die T-Zellen sowohl nach PHA- als auch nach ConA-Induktion (p < 0,025). 2) HP stimuliert dagegen die PHA-induzierten T-Zellen. 3) Autologes und homologes FP oder GFP hemmen die Lymphozytentransformation in gleicher Weise, nur PHA-induzierte Lymphozyten werden durch autologes Plasma weniger stark supprimiert als durch homologes. 4) IVIG hemmt dosisabhängig die T-Zellen starker als die B-Zellen, wobei Unterschiede zwischen den verschiedenen Präparaten beobachtet wurden. 5) IVIG und FP wirken in den ersten 24 h nach Aktivierung der T-Zellen durch PHA. 6) FP, GFP, HP und IVIG verursachen eine starke Hemmung der monozytären Phagozytose (76-87%). Neben unspezifischen Mechanismen, teilweise verursacht durch Stabilisator bzw. Antikoagulanz (CPDA-1, CPD), die per se schon zu deutlicher Suppression der Lymphozytentransformation führten, ist in der Immunglobulin-Fraktion ein Plasmafaktor, der in vivo immunmodulieren-de Aktivität besitzt. Inwieweit als Immunmodulatoren dabei anti-idiotypische Anti-körper oder lösliches HLA-Antigen eine Rolle spielen, ist zur Zeit noch unklar.