Abstract
Von 712 konsekutiven polytraumatisierten Intensivpatienten der Jahre 1982 bis 1987 muβten 302 mit zehn oder mehr Transfusionseinheiten (EK, VB, FFP, Thr.-Konz.) behandelt werden; davon überlebten 197 (65%). 120 dieser Patienten wurden durchschnittlich 70 Monate nach dem Unfall nachuntersucht. Die mittlere Gesamttransfusionsmenge lag bei 23 Einheiten. Die Patienten wurden nach Ab-schluβ der Intensivbehandlung für im Mittel weitere 17 Wochen stationär weiterbehandelt und unterzogen sich im Durchschnitt weiteren drei Operationen. Bei keinem Patienten war es in der Zwischenzeit zu einer manifesten Hepatitis gekommen, alle Patienten waren negativ im HIV-Suchtest. Neun Patienten (7,5%) zeigten Anti-HBc-Antikörper, keiner davon war HBs-Antigen-positiv. Bei zehn Patienten (8,3%) fanden sich Antikörper gegen Hepatitis C. Bei geringer Fallzahl bestand kein statistisch abzusichernder Zusammenhang zwischen Transfusionsmenge und Häufigkeit der Seropositivität für Anti-HBc oder Anti-HCV, wenngleich eine Tendenz festzustellen war. Die anti-HBc- oder anti-HCV-positiven Patienten wiesen eine höhere Gesamtverletzungsschwere und eine längere stationäre Anschluβbehandlung oder häufigere Folgeoperationen auf. Für Hepatitis B lag der Anteil positiver Befunde in der Gröβenordnung der Durchseuchung der Normal-population. Chronische Verläufe fanden sich ebensowenig wie manifeste Erkrankungen. Für die Hepatitis C ist nur festzustellen, daβ die Rate positiver Befunde weit über der Gröβenordnung derjenigen in der Spenderpopulation lag; was diese Befunde klinisch zu bedeuten haben bzw. ob und inwieweit sie eine stattgehabte Infektion mit dem HC-Virus widerspiegeln, entzieht sich derzeit noch der Beurteilbarkeit. Seit kurzer Zeit verfügbare Anti-HCV-Testsätze mit höherer Spezifität und Sensitivität könnten, routinemäβig im Transfusionswesen eingesetzt, zu einer deutlichen Reduktion der Posttransfusionshepatitis C beitragen.