Abstract
Der separierte ruhende polymorphkernige Leukozyt stellt aufgrund seiner minimal-invasiven Gewinnbarkeit sowie einer weitgehend kom-pletten enzymatischen Ausstattung ein attraktives Modell zur In-vitro-Erfassung von Stoffwechselveränderungen unter verschiedensten kli-nischen Bedingungen dar. In der vorliegenden Studie wurde untersucht, ob in den ersten Stun-den nach groβen chirurgischen Eingriffen Veränderungen in den maxi-malen Substratumsatzraten verschiedener Enzyme des Kohlenhy-dratstoffwechsels im separierten Granulozyten nachweisbar sind. Unter kaloriendeckender parenteraler Ernährung wurde 10 Patienten in der postoperativen Nachbeatmungsphase (6,5 ± 4,8 Stunden nach OP-Ende) 20 ml Blut zur Granulozyten-Separation entnommen. Im Zell-homogenat wurden die Enzyme Hexokinase (HK), Pyruvatkinase (PK), Laktatdehydrogenase (LDH) und Isozitratdehydrogenase (IDH) photometrisch bestimmt. Ein Kontrollkollektiv wacher gesun-der Personen (n = 12) wurde in gleicher Weise ernährt und untersucht. Es fanden sich postoperativ erhöhte Aktivitäten für HK (29,8 gegen-über 24,1 mU/mg Protein im Normalkollektiv), LDH (2484 bzw. 1868mU/mg Protein, p<0,01) und IDH (41,5 bzw. 35 mU/mg Protein, p<0,05), sowie eine reduzierte Aktivität für PK (1623 gegenüber 2265mU/mg Protein, p<0,01). Unter der Annahme, daβ die gefundenen Veränderungen in gewissem Rahmen Stoffwechselumstellungen des Gesamtorganismus widerspie-geln, lassen sich die Ergebnisse interpretieren als verminderte Insulin-wirksamkeit (PK), erhöhtes Recycling von Laktat im Corizyklus (LDH) und stimulierter Substratumsatz im Zitratzyklus. Die einge-hendere Nutzung des separierten Granulozyten als Modell metaboli-scher Reaktionen auf enzymatischer Ebene wird, auch unter dem Aspekt der Anpassung einer Ernährungstherapie an die Bedingungen der posttraumatischen Glukoseverwertungsstörung, empfohlen.