Abstract
Ein schlechter Ernährungszustand kann zu einer Verzögerung des Heilerfolgs und zu einer erhöhten Komplikationsrate bei Patienten führen. Mangel- oder Fehlernährung tragen zu einer Beeinträchtigung der Funktionen von Atmung, Herz, Infektabwehr bei und erschweren die postoperative Wundheilung. Entsprechend der Art der Mangelernährung wird zwischen dem Merasmus-Typ, dem Kwashiorkor-Typ oder eine Mischung aus beiden unterschieden. Die klinische Beurteilung des Ernährungszustands erfolgt durch Anamneseerhebung, körperliche Untersuchung, anthropometrische Messungen, Laborparameter und Untersuchungen zur Immunfunktion. Anthropometrische Messungen, wie Hautfalten- und Muskelmassenbestimmungen sind zur Beurteilung des Ernährungszustands für den individuellen Patienten nur von begrenztem Wert. Die multifaktorielle Beeinflussung zahlreicher Serumproteine, wie Albumin, Transferrin und retinolbindendes Protein führt zu einer weiten Streuung der Normalwerte. Dies vermindert die Sensitivität und Validität als Parameter für die Erfassung des Ernährungszustandes für den individuellen Patienten. Der Serumalbuminwert wird jedoch als der zuverlässigste dieser Parameter angesehen. Die Beziehung zwischen Mangelernährung und Immunfunktion ist sehr komplex. Bisher existiert keine klinisch routinemäβig anwend-bare Untersuchungsmethode, um die Auswirkung einer Mangelernährung auf die Immunfunktion bei einem individuellen Patienten mit der notwendigen Sensitivität nachzuweisen. Eine Mangelernährung und die sich daraus ergebenden klinischen Folgen lassen sich möglicherweise sicherer abschätzen, wenn mehrere Parameter in einem prognostischen Index zusammengefaβt werden.