Abstract
Die Maπgelernährung muβ als Risikofaktor für den chirurgischen Eingriff angesehen werden und ist deshalb in die Operationsplanung miteinzubeziehen. Zahlreiche Autoren sind dazu übergegangen, empirisch oder mit Hilfe mathematischer Methoden, z.B. schrittweise Regression, Diskriminanzanalyse, Scores bzw. Indizes zu entwickeln, die verschiedene Parameter zusammenfassen und unterschiedlich gewichten. Doch bis jetzt ist keines dieser Verfahren in einer vergleichenden Analyse kritisch überprüft worden, ob Patienten mit erhöhtem operativem Risiko von solchen ohne erhöhtes Risiko in einem klinisch relevanten Maβe voneinander unterschieden werden können. In einer prospektiven Studie wurde an 246 konsekutiv operierten Patienten mit benignen und malignen Erkrankungen die diagnostische Aussagekraft der Ernährungsindizes verschiedener Autoren zur Vorhersage postoperativer Komplikationen vergleichend untersucht, die Spezifität, Sensitivität und Validität der einzelnen Methoden bestimmt und gegeneinander verglichen. Die statistische Analyse zeigte, daβ keine der Bestimmungsmethoden in einer statistisch befriedigenden Weise Patienten mit hohem operativem Risiko von solchen mit niedrigem trennte. Die Bestimmung des Serum-Albumins war eine vergleichbar akzeptable Methode zur Vorhersage von postoperativer Morbidität und Mortalität. Die allgemeine Komplikationsrate betrug 26,8% (Prävalenz). Bezogen auf die Spezifität, Sensitivität und Validität hat die einfache Bestimmung des Serum-Albumins eine ebenso hohe Aussagekraft wie alle anderen zum Teil aufwendigen Methoden dieser Studie zur Erfassung des Ernährungszustandes. Zusammenfassend kann man sagen, daβ die Kombination mathematischer Modelle in Form von Indizes nicht nur zeitaufwendig und teuer ist, sondern auch die an sie gestellten Erwartungen der exakten Identifikation von Risikopatienten nicht in einer klinisch relevanten Weise erfüllt.