Abstract
Über den Aminosäurenaustausch menschlicher Tumoren informieren nur wenige Arbeiten. Um diesen Austausch in vivo zu kennzeichnen, wurden 21 Patienten mit resezierbaren kolorektalen Karzinomen wäh-rend kurativer Operationen untersucht. Bezüglich der Aminosäurenaufnahme und -abgabe seitens der peripheren Gewebe dienten 20 Patienten ohne Tumoren als Kontrollen. Die Probanden beider Kollektive befanden sich – nach anthropometrischen und biochemischen Variablen beurteilt – in einem normalen bzw. guten Ernährungszustand. Bei den Karzinomkranken kanülierten wir jeweils eine periphere Arterie und Vene sowie eine zentrale tumordrainierende Vene und die Pfortader. Die Konzentrationen und Konzentrationsdifferenzen der Plasmaaminosäuren wurden in μmol/l und als Prozentwerte der Aminosäuren-Gesamtmengen bestimmt. Die periphere Glutamataufnahme pro Liter Plasma war bei den Karzinompatienten reduziert (p = 0,02). In diesem Kollektiv enthielt die tumordrainierende Vene weniger Glutamin (p = 0,002) und mehr Glutamat (p = 0,002) als die periphere Vene. Von den Tumoren wurde Glutamin häufiger aufgenommen als abgegeben, während die transtumorale Glutamat-Bilanz in 18 Fallen negativ war. Die qualitativen Unterschiede zwischen den peripheren Geweben und den Tumoren hinsichtlich des Glutamin- und Glutamat-Austausches erreichten ein hohes Signifikanzniveau (p = 0,002 für beide Aminosäuren). Im übrigen setzten die Tumoren mehr Glyzin, Ornithin und Tyrosin frei als die Peripherie. Der Glutamin- und Glutamatstoffwechsel der Tumoren unterschied sich signifikant von dem der portal drainierten Organe (p≤0,05). Die Diskussion der Resultate hebt die Einflüsse der Peripherie und des Tumors auf das Plasmaaminogramm besonders hervor. Des weiteren wird ausgeführt, daβ Glutamin potentiell eine sehr bedeutende Energiequelle für neoplastische Gewebe darstellt.