Abstract
In dieser Arbeit wurde der Aminosauren- und Proteinstoffwechsel bei Mangelernährung, Sepsis, akuter Pankreatitis und bei Leberversagen untersucht. Die Ergebnisse zeigten, daß bei präoperativen mangelernährten und eiweißkatabolen Patienten (verringerte Plasmaproteinkonzentrationen, erhöhte Harnstoffproduktionsrate) die postoperative Komplikationsrate signifikant erhöht war. Im postoperativen Zustand (Kolon oder Rektum Ca) brachte eine vermehrte Zufuhr von verzweigtkettigen Aminosauren weder eine verbesserte Stickstoffretention noch eine Stimulierung der Plasmaproteinsynthese. Patienten mit Sepsis und akuter Pankreatitis hatten drastisch verringerte Muskelaminosäurengesamtkonzentrationen vor allem wegen erniedrigter Muskelglutaminspiegel. Bei septischen Patienten waren außerdem die Aminosäurenkonzentrationen der Leber in Abhängigkeit von der Prognose verringert. Die bei Patienten gefundenen Veränderungen im Aminosäurenstoffwechsel konnten nur teilweise in experimentellen Versuchen (akute Pankreatitis, Verbrennung, Peritonitis) an der Ratte reproduziert werden. Die parenterale Zufuhr eines synthetischen glutaminhaltigen Dipeptids (Ala-Gin) verringerte die muskuläre Alanin- und Glutaminfreisetzung und erhöhte die hepatische Auf-nahme dieser beiden Metaboliten in der Leber in einem experimentellen Hundemodell. Bei kritisch erkrankten chirurgischen Patienten kommt es zu Veränderungen im Aminosauren- und Proteinstoffwechsel in Richtung eines Eiweißkatabolismus, wobei eine erhöhte Harnstoffproduktionsrate und ein verringerter muskulärer Glutaminspiegel Zeichen einer schlechten Prognose sind.