Abstract
Der kolloidosmotische Druck (KOD) ist eine wichtige, bisher vorwiegend in der Erwachsenenmedizin bestimmte Kenngröβe des kapill-ä ren transmembranösen Flüssigkeitsaustausches. Durch meβtechnische Fortschritte in den letzten Jahren sind KOD- Bestimmungen mittlerweile auch bei neonatologisch-pädiatrischen Patienten zuverlässig möglich. Berichtet werden Verlauf und Varianz der KOD-Werte bei 47 Neugeborenen unterschiedlichen Gestationsalters in den ersten neun Lebenstagen. Gemessene und berechnete KOD-Werte respiratorisch behandlungsbedürftíger Früh- und Termingeborener wurden mit den Werten atemsuffizienter Kinder verglichen. Respiratorisch insuffiziente, behandlungsbedürftige Früh- und Neuge- borene zeigten bis zum 6. Lebenstag signifikant niedere KOD-Werte als Neugeborene ohne Atemstörungen. Ein in alien Patientengruppen deutlicher KOD-Anstieg während der Neonatalperiode sollte zu einer zurückhaltenden Indikationsstellung von Humanalbumingaben im Früh- und Neugeborenenalter führen. Die Korrelation zwischen gemessenen und berechneten KOD-Werten war in der Gruppe der kranken Frühgeborenen am geringsten. Am Fallbeispiel eines Frühgeborenen mit Humanalbumingabe wird die Bedeutung von KOD-Verlaufsbestimmungen zur Vermeidung einer kolloidalen Überladung während der Albumintherapie dargestellt. Die breitere Anwendung der Onkometrie zur Überwachung einer teueren, nicht immer nebenwirkungsarmen Albumintherapie erscheint im Früh- und Neugeborenenalter dringend wünschenswert.