Abstract
An 200 gesunden Blutspendern wurde unter Anwendung einer standardisierten qualitätskontrollierten Meβmethodik die Konzentration der Amînosäuren im Lithium-Heparinat-Plasma gemessen. Die Konzentrationsverteilungen im Gesamtkollektiv wurden auf ihr Verteilungsmuster untersucht. Die absoluten Konzentrationen der freien Amînosäuren variierten in einem weiten Bereich zwischen 1,7 und 4,4 mmol/l. Diese breite Varianz betraf auch die Konzentration der einzelnen Amînosäuren. In einem neu entwickelten Datenerfassungs- und Auswertungssystem wurden die Rohdaten rechnerunterstützt erfaβt und für das Gesamtkollektiv sowohl wie auch für die Teilkollektive von 160 Männern bzw. 40 Frauen mit Mittelwertbildung und Standardabweichung bzw. Medianbildung und 95% Kofidenzintervall für die Erstellung eines physiologischen Referenzbereichs aufgearbeitet. Es zeigte sich aber, daβ bei dieser groβen Varianz nur geringe Schwankungen in der Relation der einzelnen Konzentrationen zueinander vorlagen, die letzten Endes die Qualität der zellulären Aminosäurenaufnahmen durch die Beteiligung weniger Transportmechanismen für die 20 Amînosäuren bestimmten. Als wesentliche Erkenntnis der vorliegenden Studie ergibt sich, daβ die Leber als eigentlich korrigierendes Organ dafür sorgt, daβ die physiologische Zusammensetzung des Blutes nicht verändert wird, auch dann, wenn die Zufuhr stark von der Eliminationscharakteristik der einzelnen Amînosäuren abweicht. Erst wenn die oxydative Korrekturarbeit der Leber insuffizient wird, wie bei pathologischen Veränderungen der Leber, werden auch pathologische Konzentrationsverhältnisse gefunden, die aber häufig bei der Orientierung an den absoluten Konzentrationen selber kaschiert bleiben, da mit dem Ausfall der Leberfunktion gleichzeitig die Gesamtkonzentrationen zunächst stark ansteigen. Für die Interpretation einer Aminosäurenanalyse aus Blutplasma ergeben sich demnach zwei Kriterien, nämlich die Gesamtkonzentrationen für die Beurteilung der quantitativen Versorgung der Zelle und das Konzentrationsmuster der einzelnen Amînosäuren zur Beurteilung der Qualität der zellulären Versorgung.