Abstract
Maca (Lepidium meyenii Walpers) ist eine Kulturpflanze aus den Anden, die dort in Höhen oberhalb 4000 Meter über dem Meer angebaut wird. Die vorhandenen wissenschaftlichen Daten weisen darauf hin, dass Maca sexuelles Verlangen, Erektionsfähigkeit, Spermienqualität und Wechseljahrbeschwerden positiv beeinflusst. Weitere Wirkungen, die noch zu bestätigen sind, und gute Verträglichkeit machen Maca zu einem vielversprechenden Nahrungsergänzungsmittel, das in vielerlei Hinsicht unsere Aufmerksamkeit verdient.
Keywords
Maca
Sexual desire
Erectile dysfunction
Sperm quality
Menopausal symptoms
Summary
Maca: Superfood, Aphrodisiac, Hype?
Maca (Lepidium meyenii Walpers) is a crop from the Andes cultivated at altitudes above 4000 meters. The available scientific data indicates that maca exerts positive effects on sexual desire, erectile function, sperm quality, and menopausal symptoms. Additional effects, which are yet to be confirmed, and good tolerability make maca a promising nutritional supplement that deserves our attention in many ways.
Mots clés
Maca
Désir sexuel
Troubles de l'érection
Qualité du sperme
Troubles de la ménopause
Résumé
Maca: superaliment, aphrodisiaque, publicité?
La maca (Lepidium meyenii Walpers) est une plante cultivée dans les Andes à des altitudes supérieures à 4000 mètres au-dessus de la mer. Les données scientifiques existantes indiquent que la maca influence positivement le désir sexuel, la capacité d'érection, la qualité du sperme et les troubles de la ménopause. D'autres effets qui restent à confirmer et une bonne tolérance font de la maca un complément alimentaire très prometteur qui mérite notre attention à bien des égards.
Einleitung
Maca (Lepidium meyenii Walp.) (Abb. 1) wird seit einigen Jahren als «Superfood der Inkas» oder «peruanischer Ginseng» verkauft - mit grossem Erfolg in den USA und in Asien, aber auch zunehmend in Europa. Worin liegt der Erfolg? Die Anpreisungen (vorwiegend sexueller Art), die Qualität der Produkte und ihre Preise lassen Zweifel an der Seriosität auf kommen. Was ist Fiktion und was Fakt? In wissenschaftlicher Hinsicht ist auf den ersten Blick wenig Überzeugendes zu finden, aber Literaturrecherchen in PubMed (US National Library of Medicine) und im weiteren Internet bringen doch Erstaunliches zutage. Eine kritische Zusammenfassung erscheint daher durchaus reizvoll und hilfreich für die sinnvolle Anwendung von Maca.
Die bewegte Geschichte von Maca
Maca (L. meyenii Walp.) gehört zur Familie der Brassicaceae (Kreuzblütler), stammt aus den Anden und wird dort in Höhen oberhalb 4000 Meter über dem Meer angebaut. Die biologischen, geschichtlichen und wirtschaftlichen Aspekte sind in den Arbeiten des National Resarch Council [1], von Quirós und Aliaga-Cárdenas [2] sowie von Hermann und Bernet [3] eingehend beschrieben. Hier ein Auszug: Die frühesten Hinweise auf Maca als essbare Pflanze stammen bereits aus der Zeit 1900 v. Chr., die ersten schriftlichen Dokumente - von den spanischen Eroberern - aus dem 16. Jahrhundert n. Chr. [3]. Es wird erzählt, dass das Vieh und die Pferde der Spanier sich im ungewohnt harschen Klima wenig erfreulich entwickelten. Die Einheimischen empfahlen ihnen Maca, was zu derart erstaunlichen Resultaten führte, dass sie ihren Tribut fortan in Maca zu begleichen hatten [3].
Maca verschwand in den folgenden Jahrhunderten wieder aus dem Blickfeld, vermutlich weil die Produktion von Wolle und der Bergbau bessere Beschäftigungs- und Einkommensmöglichkeiten boten.
Erst in den 1960er-Jahren begann der erneute, vorerst lokale Aufschwung. Zeitungen berichteten über positive Wirkungen von Maca auf Fruchtbarkeit, Libido und Spermien. Wissenschaftler hoben die gesundheitlichen Vorteile hervor, und Legenden wie diese rankten: Timotea Cordova, ein Getränkehändler in Junin, begann 1980, seinen Kunden ein Maca-Getränk anzubieten. LKW-Fahrer und Reisende lernten das stärkende heisse Getränk, das auch zur Erhöhung der sexuellen Ausdauer und Fruchtbarkeit angepriesen wurde, schätzen. Sein Laden entwickelte sich zu einem Pilgerort. Auch heute noch wird in diesem kleinen Laden das heisse Maca-Getränk serviert, und auf zahlreichen Postkarten an den Wänden wird Timotea für wiederhergestellte Ehen und die Ankunft von sehnlichst erwünschten Kindern gedankt [3].
Im selben Zeitraum entdeckten die Ausländer Maca, was in den 1990er-Jahren zu einer beispiellosen Expansion der Produktion führte, unterstützt durch die Regierung (nicht nur die lokale, denn auch Schweiz und Deutschland leisteten Unterstützung [3]) und durch wissenschaftliche Arbeiten an den peruanischen Universitäten. Dubiose Vermarktung, unhaltbare Versprechen und Qualitätsprobleme führten zum Eingreifen der Behörden. In der Europäischen Union wurden Maca-Importe mit dem Hinweis auf gesetzliche Grundlagen aus dem Jahre 1997 beschlagnahmt: Maca sei ein neuartiges Nahrungsmittel, dessen Wirksamkeit und Verträglichkeit nicht belegt sei. Die peruanischen Behörden intervenierten und wiesen nach, dass Maca schon vor 1997 in Europa in substantiellen Mengen konsumiert worden war und somit nicht als neuartiges Nahrungsmittel zu betrachten sei, was 2004 von den europäischen Behörden bestätigt wurde. Eine Zulassung ist daher nicht notwendig, solange keine Heilanpreisungen gemacht werden.
Wo liegt das Potenzial von Maca?
Gonzales [4], ein Forscher, der sich seit vielen Jahren mit Maca befasst, hat kürzlich die ethnobiologischen und ethnopharmakologischen Erkenntnisse zusammengefasst. Sein Fazit: Maca ist reich an Nährstoffen und entfaltet Erfolg versprechende Wirkungen auf sexuelle Funktion, Spermien, Klimakterium, Knochenstruktur, Prostata, Haut, Gemütszustand, Gedächtnis und Lernfähigkeit. Er sieht grosses Potenzial für Maca als Adaptogen zur Vorbeugung verschiedener Krankheiten (Adaptogene sind Arzneimittel, welche die Widerstandsfähigkeit des Organismus gegen Stressfaktoren erhöhen).
Nicht alle dieser Wirkungen sind schon am Menschen geprüft worden, während sich Resultate von Tierversuchen bekanntlich nicht ohne Weiteres auf den Menschen übertragen lassen. Es kommt hinzu, dass die bisher durchgeführten klinischen Studien nicht immer den derzeitigen Standards entsprechen und daher nur beschränkt aussagekräftig sind. Kritische Übersichtsarbeiten wie z.B. jene von Shin et al. [5] kommen dann auch zu dem Schluss, dass es zwar vielversprechende Hinweise gibt, aber noch nicht genügend Daten aus kontrollierten Studien vorliegen, um diese zu bestätigen. Positiv zu werten ist, dass die Resultate der Studien konsistent mit den Erfahrungen aus der traditionellen Anwendung sind.
Beeinflussung von sexueller Funktion, Spermien und Wechseljahrbeschwerden
Vier Studien, die den Standards entsprechen (Cochrane-Kriterien), zeigen, dass Maca bei Männern sexuelles Verlangen und Erektionsstörungen sowie bei Frauen in den Wechseljahren sexuelle Funktionsstörungen positiv beeinflusst [5]. Auch sexuelle Funktionsstörungen, die unter Antidepressiva auftraten (eine relativ häufige Nebenwirkung der Antidepressiva), besserten sich unter Maca [6].
Spermavolumen, Spermienzahl und Spermienbeweglichkeit nehmen unter Maca zu [7]. Dass Maca eine günstige Wirkung auf die Spermien ausübt, wurde auch bei verschiedenen Tierarten gezeigt, unter anderem an Zuchtbullen durch eine Forschergruppe an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich [8]. Die spanischen Eroberer hatten somit einen guten Grund, ihren Tribut in Form von Maca zu fordern.
Maca lindert Wechseljahrbeschwerden, so die Schlussfolgerung aus der Analyse der vier zu diesem Thema publizierten Studien [9]. Insbesondere Meissner et al. [10,11] haben in verschiedenen Studien nachgewiesen, dass Maca nicht nur die Wechseljahrbeschwerden lindert, sondern auch die Hormone wieder ins Gleichgewicht bringt und Blutdruck, Körpergewicht und Cholesterin günstig beeinf lusst. Sie betrachten Maca daher als Alternative zur klassischen Hormontherapie.
Andere Wirkungen
Es wird oft erwähnt, dass Maca das physische Leistungsvermögen steigert. Diese Erfahrung stammt wohl aus der traditionellen Anwendung, denn es gibt lediglich eine Studie am Menschen, und diese konnte das nicht bestätigen. Getestet wurden gesunde Männer beim Radfahren über 40 km. Sie schnitten mit Maca nicht besser ab als mit Placebo, aber ihr sexuelles Verlangen war unter Maca grösser [12], sodass ihre Energie offenbar in falsche Bahnen gelenkt wurde.
Es gibt einige Hinweise, dass Maca den Blutdruck senkt; dies wurde bei Frauen in den Wechseljahren [11], bei gesunden Männern [13] und in einer Bevölkerungsgruppe, die traditionell Maca konsumiert, beobachtet [14]. Diese Wirkung wird mit der Hemmung des Angiotensin-I-Converting-Enzyms erklärt, die bei Diabetes auch zur Vorbeugung von erhöhtem Blutzucker führen könnte [15].
Unerwünschte Wirkungen
Maca wird seit Jahrhunderten in den zentralen Anden und in den letzten Jahrzehnten zunehmend auch in Europa, in den USA und in Asien konsumiert. Es gibt keine Hinweise auf ein Risiko für die Gesundheit. Im Gegenteil, Gonzales et al. [23] haben bei Untersuchungen an einer Bevölkerungsgruppe in den Anden festgestellt, dass die regelmässigen Konsumenten gesünder sind als jene, die kein Maca konsumieren. Maca ist von Behörden und anderen Organisationen als Nahrungsergänzungsmittel anerkannt. In einer neueren Beurteilung durch das renommierte USP Dietary Supplements Expert Committee wurde Maca in Klasse A eingestuft (kein Hinweis auf ein Risiko) [26]. Sie empfehlen eine Dosierung von 1,5-3,0 g Pulver pro Tag.
Viele Formulierungen und Dosierungen
Maca wird in unterschiedlicher Form und Dosierung angeboten. Die Grundform besteht aus pulverisierten getrockneten Wurzeln. Es gibt eine gelatinisierte Form, basierend auf der traditionellen Anwendung von gekochten Wurzeln. Ausserdem sind verschiedene Extrakte im Handel. Die Sache wird noch dadurch verkompliziert, dass es von den Maca-Wurzeln rote, gelbe und schwarze Varianten gibt, die nicht genau dieselbe Zusammensetzung haben [8] und daher etwas verschieden wirken [4]. Die Dosis-Wirkungs-Beziehung ist bisher nicht untersucht worden. In den Studien variierten die Dosierungen zwischen 1,5 und 3,5 g Pulver; die Anwendung dauerte 2-12 Wochen.
Die Resultate der verschiedenen Studien lassen sichdaher nicht einfach miteinander vergleichen, sind jedoch ähnlich und konsistent mit der traditionellen Anwendung. Dabei ist zu beachten, dass die Wirkung variieren kann, je nach Anbau, Verarbeitung, galenischer Form, Dosierung, Therapiedauer und Ansprechen des Anwenders.
Schlussfolgerung
Trotz der vielen Unklarheiten geht aus den vorhandenen Daten relativ klar hervor, dass Maca sexuelles Verlangen, Erektionsstörungen, Spermienbildung und Wechseljahrbeschwerden positiv beeinflusst. Es gibt ferner zahlreiche Hinweise auf weitere interessante Wirkungen. Welche Form der Maca-Zubereitung gewählt wird, bleibt aufgrund der dürftigen Datenlage eher Ermessenssache. Davon ausgehend, dass Pflanzen von Natur aus «perfekt» sind und das Zusammenspiel der Inhaltsstoffe und Energien durch Verarbeitung und Fremdstoffe möglichst wenig gestört werden soll, erscheint es sinnvoll, unbehandeltes Maca-Pulver aus biologischem Anbau den anderen Produkten vorzuziehen. Dies sollte auch im Hinblick auf ökologische und sozioökonomische Kriterien erfolgen.
Maca ist alles in allem ein vielversprechendes Nahrungsergänzungsmittel, das in vielerlei Hinsicht unsere Aufmerksamkeit verdient.
Disclosure Statement
Diese Arbeit wurde im Auftrag von Sunpart GmbH (Maca Import) ausgeführt.