Abstract
Levodopa (L-Dopa) wurde 1913 von Markus Guggenheim aus den Samen von Vicia faba, der Acker-oder Saubohne, isoliert und erstmals detailliert strukturell aufgeklärt; zusätzlich entwickelte er eine chemische Synthese für diese Substanz. Die therapeutische Bedeutung von L-Dopa für die Behandlung von Morbus Parkinson als Vorstufe des Neurotransmitters Dopamin wurde in den 1960er-Jahren in ersten Studien am Menschen erkannt. Später wurde die Wirksamkeit von L-Dopa durch Kombination mit einem peripheren Decarboxylase-Hemmstoff weiter erhöht. Aufgrund von Komplikationen in der Langzeit-Therapie, insbesondere durch das Auftreten von Dyskinesien und die Abnahme der Wirksamkeit im Laufe der Zeit, haben verschiedene Forschungsgruppen nach alternativen Behandlungsmöglichkeiten mit weniger Nebenwirkungen gesucht. Die Bohnen von Mucuna pruriens, der Juckbohne, bekannt aus der altindischen Ayurveda-Medizin, wurden aufgrund ihres hohen L-Dopa-Gehaltes als geeignet ausgewählt. Diese enthalten noch grössere Mengen an L-Dopa als die Samen von V. faba. Extrakte aus M. pruriens zeigten in Tierstudien und in ersten Studien am Menschen starke Anti-Parkinson-Wirkungen mit weniger Nebenwirkungen als synthetisches L-Dopa. Ausserdem wurden neuroprotektive Aktivitäten in vitro beschrieben, die den in den Samen ebenfalls enthaltenen Tetrahydroisochinolinen zugerechnet werden. Heute ist in Indien ein Präparat mit M. pruriens zugelassen. M. pruriens könnte auch in Europa zukünftig in der Behandlung von Morbus Parkinson eine wichtige Rolle spielen, allerdings sind vor einer Zulassung unbedingt weitere klinische Studien mit hohen Fallzahlen notwendig, um die Wirksamkeit und Sicherheit noch besser zu belegen.