Abstract
Ayahuasca wurde schon in präkolumbianischer Zeit eingenommen, als indigene Völker die psychoaktive Wirkung des Tranks auf Körper und Geist entdeckten. Hergestellt aus zwei im Amazonas-Regenwald wachsenden Pflanzen, der Liane Banisteriopsis caapi und Blättern von Psychotria viridis, wird Ayahuasca bis heute nicht nur von Schamanen am Amazonas für Heilrituale und schamanische Erfahrungen, sondern auch von kirchlichen Bewegungen Brasiliens als Sakrament eingesetzt. In den letzten Jahren gab Ayahuasca wegen seiner heilenden Wirkung immer häufiger Anlass zu medizinischer und ethnobotanischer Diskussion und Forschung. Die vorliegende Literatur- und Feldstudie beschäftigt sich mit den beiden Haupteinsatzbereichen von Ayahuasca: dem rituellen Gebrauch bei Schamanen und dem Sakrament in christlichen Kirchen. Anwendungsformen des Tranks werden beschrieben und Unterschiede aufgezeigt. Da immer mehr Menschen westlicher Kulturen Kenntnis von und Zugang zu dieser «Medizin» des Amazonas-Regenwalds erlangten, bildet die Frage, ob Ayahuasca ein geeignetes Heilmittel für spezifische Leiden und westliche Zivilisationskrankheiten sein kann, einen weiteren Schwerpunkt der Untersuchung. Bereits heute wird Ayahuasca erfolgreich im medizinisch-therapeutischen Bereich bei Depressionen und Suchtabhängigkeit eingesetzt. Darüber hinaus belegen klinische Studien, dass die dauerhafte, längerfristige Einnahme des Tranks nicht gesundheitsschädlich oder giftig ist und auch nicht abhängig macht. Es konnte sogar ein dauerhafter, positiver Einfluss auf die physische und mentale Gesamtverfassung des Menschen beobachtet werden. Vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse bedarf es noch konsequenter Aufklärung und Erarbeitung sinnvoller gesetzlicher Regelungen sowie internationaler Zulassungen, damit Ayahuasca künftig leichter Heilungssuchenden zugänglich gemacht werden kann.