Abstract
Aus Unkenntnis der eigenen methodischen Grundlagen und Beschränkungen überschreiten Wissenschaftler oft die legitimen Grenzen ihres Faches, wenn sie anderen Wissenschaften deren Wissenschaftlichkeit absprechen. Neue kritische Ansätze in den Natur-, Sozial- und Humanwissenschaften reflektieren hingegen vermehrt die Wechselwirkungen und Interdependenzen zwischen dem Forscher und seinem Fachgebiet bzw. dem Forschungsgegenstand und dem ihn selbst erst konstituierenden Rahmen. Aus der Wirtschaftswissenschaft kommt dabei die These, dass das moderne Subjekt und seine Rationalität auf Vergesellschaftungsprozessen in der Denkform des Geldes beruhen, die insofern auch massgeblich das Wesen der modernen Medizin bestimmen. Verglichen mit deren Prinzipien wie Quantifizierung, Standardisierung, Mathematisierung, Reproduzierbarkeit, Materialismus usw. erscheint die Homöopathie, die noch vor dem grossen Aufschwung der Geldwirtschaft im 19. Jahrhundert begründet wurde, als vom monetären Denken relativ freie, nämlich qualitative, individualisierende, hermeneutische und teleologische Medizin.