Abstract
Wir wollen die Frage studieren, ob die Idee gefährlicher Virusmutationen gut begründet ist oder ob nicht alternative Erklärungen plausibler sind. Wird das Wechselspiel zwischen Krankheit und Wirt in die Betrachtungen einbezogen, dann bestimmt nicht das Virus allein einen fatalen Verlauf, sondern ebenso die Widerstandskräfte des Wirts. So gesehen war die Spanische Grippe das Ergebnis der prekären Verhältnisse am Ende des 1. Weltkrieges und nicht einfach das Ergebnis einer gefährlichen VirusMutante. Immer wieder und auch bei der Schweinegrippe zeigt sich dieses Wirts-Muster: Geschwächte werden ernsthaft krank und können sterben, bei ordentlichen Widerstandsund Gesunderhaltungskräften erfolgen hingegen nur leichte Krankheitserscheinungen. Ein Wirt mit einer guten Abwehr kommt ohne Impfungen gut durch und hat auch keine Impfnebenwirkungen zu fürchten. Ein Wirt mit einer prekären oder momentan geschwächten Abwehrkraft kann durch Viren, aber – in einem ebenso ungewissen Ausmass – auch durch Impfungen beeinträchtigt werden. Nicht die spezifische Immunität und der entsprechende Impfschutz, sondern «Mutationen» (bzw. Unterschiede) in der unspezifischen Immunbereitschaft des Wirts korrelieren mit einem komplizierten Ausgang von Virusinfektionen. Es ist interessant, darauf hinzuweisen, dass der Wirtszustand auch bei anderen Krankheiten – z.B. Krebs, Rheuma, Multiple Sklerose usw. – die entscheidende und wissenschaftlich vernachlässigte Determinante von Krankheitsverläufen und Mortalität sein könnte und nicht die scheinbare Aggressivität oder Bösartigkeit der jeweiligen Krankheit.