Abstract
Hintergrund: Die Zunahme an Erkrankungen, bei denen Stress zumindest als Kofaktor angesehen wird, kann als Zeichen fÜr eine Dysbalance von Anspannungs- und Entspannungsphasen in westlich zivilisierten Informations- und Dienstleistungsgesellschaften gewertet werden: dekompensierter Tinnitus, SchlafstÖrungen, Burnout, Ängste und Depression. Trotz ihrer breiten Anwendung in Stressmanagement und Therapie ist das VerstÄndnis der Wirkungsweise, Erfahrungsdimensionen und NutzungsmÖglichkeiten von Entspannung noch unvollstÄndig. Zielsetzung: Anregung eines vertieften VerstÄndnisses von «Entspannung» auf aktueller neuro- und psychobiologischer Basis. Beleuchten der Erfahrungsdimensionen und der Bedeutung von Entspannung in Bezug auf eine gesundheitsfÖrderliche Selbstregulation. Methoden: Rekapitulation der Entspannungsforschung, Beleuchtung neurobiologischer Befunde zur Entspannungsreaktion, Synopsis gÄngiger Entspannungsverfahren sowie ErlÄuterung der ZusammenhÄnge von Interozeption und Entspannung am Beispiel der Klangmassage. Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Anders als frÜher ergeben sich Entspannungsphasen nicht mehr automatisch aus den AktivitÄtsrhythmen der Gesellschaft, sondern mÜssen aktiv und bewusst in den Alltag eingeplant werden. Dann gewÄhrleisten sie nicht nur Entspannung im engeren, kÖrperlichen Sinne als Reduktion des Sympathikotonus, sondern ermÖglichen auch Wohlbefinden, Ressourcenaktivierung, Selbstbesinnung und -erkenntnis, kreative IdeenneuschÖpfungen und ein wesensgemÄsses Selbstmanagement bis hin zu spirituellem Wachstum. Angesichts der Bandbreite an mÖglichen Entspannungserfahrungen lassen sich individuell angepasste Entspannungsziele definieren, die mit verschiedenen Verfahren erreicht werden kÖnnen. DarÜber hinaus eignen sich Entspannungsverfahren zum Ausbau der KÖrperwahrnehmung bzw. Interozeption als Basis fÜr eine optimierte Selbstregulation.