Abstract
Zahlreiche Anwender (Ärztliche wie nicht-Ärztliche) der Chinesischen Akupunktur berufen sich auf das westliche metaphysische Konstrukt der Energie- und Blutzirkulation durch Meridiane/KanÄle. Dieses Modell wurde 1939 von George SouliÉ de Morant in seiner Interpretation der Chinesischen GefÄsstheorie zur kardiovaskulÄren Zirkulation von Vitalstoffen propagiert. Ein solches Konzept steht jedoch im Widerspruch zu den historischen Fakten der Chinesischen Medizin sowie zur bekannten Anatomie und Physiologie. SouliÉ de Morant interpretierte das chinesische Zeichen «qi» (Luft und Dampf) als «Lebenskraft (Vitalenergie)» und die longitudinalen «jing» als «Meridiane». Er glaubte, Meridiane seien «ein zusÄtzliches Zirkulationssystem, das keinerlei Verbindung zu Nerven-, Kreislauf- oder Lymphsystem habe.» SpÄter zog SouliÉ de Morant den Schluss, dass das Kreislaufsystem Blut und Energie zu allen KÖrperzellen transportiere. Dass potentielle Energiequellen in «Vitalenergie» umgewandelt wÜrden, galt als in den Bereich der Metaphysik gehÖrig. Bereits damals war bekannt, dass an der Energieproduktion in den Zellen, d.h. der Umwandlung von ADP in ATP, die Oxidation von Glukose beteiligt ist. Das Energie-Meridian-MissverstÄndnis sollte endlich durch ein physiologisch korrektes VerstÄndnis ersetzt werden, um eine solide Basis fÜr echte Forschung zu schaffen.