Abstract
Hintergrund: Das essentielle Spurenelement Selen ist in verschiedenen Nahrungsmitteln enthalten, zum Beispiel in Tomaten, GeflÜgel, Schalentieren, Knoblauch, Fleisch etc. Selen-Enzyme wirken VerÄnderungen im Stoffwechsel entgegen, die durch endogenen und exogenen oxidativen Stress verursacht werden. Dadurch wirkt Selen als Antioxidans. Zielsetzung: Erstellung eines systematischen Review zur klinischen Bedeutung von Selen. Methoden: Systematische Analyse und Bewertung von Humanstudien (prospektive Doppelblindstudien, epidemiologische und retrospektive Studien, kurzfristige biochemische/hÄmatologische Studien («Surrogate Markers»)) der letzten 10 Jahre aus den gÄngigen elektronischen Datenbanken sowie der Angaben von Standardwerken und publizierten Monographien. Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Selen-Mangelerscheinungen kÖnnen bei schweren chronischen Krankheiten oder infolge von zu wenig Selen in der Nahrung entstehen, sind aber insgesamt sehr selten. Ein subklinischer Selenmangel ist vermutlich in LÄndern mit selenarmen BÖden oder bei einseitiger, selenarmer ErnÄhrung hÄufig. Der Nutzen von Selen (eventuell in Kombination mit Zink) bei der Vorbeugung und als Adjuvans bei der Behandlung von Infekten ist noch nicht bestÄtigt. Ermutigend sind die Ergebnisse von Studien betreffend Senkung des Krebsrisikos durch Selen. Wahrscheinlich gehen tiefe Selenspiegel mit einem erhÖhten Risiko fÜr Lungen-, Prostata- und Darmkrebs einher. Selensupplemente scheinen bei Personen mit vermehrtem oxidativen Stress sowie bei Älteren Patienten mit erhÖhtem Infektionsrisiko angebracht. Die ErnÄhrungsgesellschaften von Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH-Empfehlungen) empfehlen 30–70 µg Selen pro Tag fÜr MÄnner und Frauen. Die hÖchste vertrÄgliche Dosis wird auf 400 µg pro Tag geschÄtzt, ab Dosen von tÄglich 900 µg kann Selen toxisch wirken.