Abstract
Die Erkenntnis, dass erhÖhter oxidativer Stress mit vielen Krankheiten und StÖrungen assoziiert ist, fÜhrte zu ausgedehnten Studien mit Antioxidantien wie Vitamin A, C oder E. Mehrheitlich zeigten diese keine positive Wirkung bezÜglich Erkrankungsrisiko oder GesamtmortalitÄt, welche durch hohe Vitamindosen paradoxerweise sogar erhÖht wurden. Die Resultate kÖnnten darauf zurÜckzufÜhren sein, dass die an der Redox-Reaktion beteiligten Agenzien einerseits als Antioxidantien wirken, andererseits aber nach der Abgabe von Elektronen selbst zu Oxidantien werden. Dies wird zum Problem bei freien Radikalen. Da diese schÄdlich auf das Gewebe wirken, benÖtigt der Organismus ein breites Spektrum von unterschiedlich starken Antioxidantien, um diese effektiv zu entsorgen wie z.B. sekundÄre Pflanzenstoffe, die zusammen mit den endogenen Systemen die Basis einer Redox-Kaskade bilden, wodurch freie Radikale stufenweise abgebaut und entgiftet werden. Zum VerstÄndnis entzÜndlicher Prozesse muss das Konzept der Oxidantien nochmals erweitert werden. Das Beispiel neutrophiler Granulozyten zeigt, dass neben dem „oxidative burst“ weitere Mechanismen an der Immunreaktion beteiligt sind und es sich um ein koordiniertes Zusammenspiel (cross-talk) von Stoffen wie kationischen Proteinen, Proteasen, Zytokinen und Oxidantien handelt. Gerade bei chronischen low-level-EntzÜndungen sind deshalb nachhaltige und nebenwirkungsarme Strategien gefragt, die verschiedenen Agenzien des „entzÜndlichen Cocktails“ gleichzeitig begegnen kÖnnen. Ein solcher multi-target-Ansatz kommt in den Vielstoffgemischen der Tibetischen Medizin zur Anwendung. Diese Konzepte und die Einsicht in die komplexen ZusammenhÄnge chronischer EntzÜndungsvorgÄnge wie z.B. der Arteriosklerose kÖnnten in ein integratives antientzÜndliches Therapiekonzept zusammengefasst werden.