Abstract
Fragestellung: Komplikationen von Nasennebenhöhlenentzündungen (orbitale und zerebrale Komplikationen, Stirnbeinosteomyelitiden) erfordern neben der notfallmässigen operativen Sanierung eine hochdosierte antibiotische Behandlung. Diese muss das für die Komplikationen zu erwartende verantwortliche Keimspektrum abdecken. Das Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, die Keimspektren bei Komplikationen akuter und chronischer Nasennebenhöhlenentzündungen zu ermitteln und, da das Ergebnis der Abstrichuntersuchung nicht abgewartet werden kann, ein adäquates Behandlungsschema zu entwerfen. Patienten und Methoden: Es wurden die Abstrichergebnisse von 58 Patienten mit Komplikationen bei Sinusitis ausgewertet und daraus die Keimbesiedlung ermittelt. Es handelte sich dabei um Fälle mit akuter und chronischer Sinusitis. In allen Abstrichen wurden pathogene Keime gefunden. Ergebnisse: Bei den 21 Patienten mit akuten Sinusitiden wurden ausschliesslich Streptokokken, Staphylokokken und Anaerobier nachgewiesen. Bei den 37 Patienten mit chronischen Sinusitiden war mit 43% der hohe Anteil der sogenannten Problemkeime – Pseudomonas aeruginosa und Enterobakterien – auffällig. Die Beteilung von Anaerobiern war bei den chronischen Sinusitiden mit 13,5% deutlich niedriger als bei den akuten Sinusitiden mit 38%. In beiden Gruppen lag ein hoher Anteil von Mischinfektionen vor. Er war bei den chronischen Nasennebenhöhlenentzündungen mit 64,8% deutlich höher als bei denen der akuten Sinusitiden mit 42,8%. Schlussfolgerungen: Für die Antibiotikabehandlungen der Komplikationen akuter Sinusitiden mit dem geringen Keimspektrum lauten unsere Antibiotikaempfehlungen: Amoxycillin + Clavulansäure oder Sulfamicillin oder Oralcephalosporine (z.B. Cephaclor, Cefuroximaxetil, Cefpodoximproxetil) in Kombination mit Clindamycin. Für die Antibiotikabehandlungen von Komplikationen chronischer Sinusitiden sollten nur Kombinationstherapien eingesetzt werden. Fluorchinolone + Metronidazol/Clindamycin sind hier die Mittel der Wahl.