Abstract
Fragestellung: Retrospektive Evaluation der Hammergriffstapedektomie in bezug auf Indikation, Operationstechnik, postoperativen Verlauf und Hörresultate. Patienten und Methoden: Zwischen 1992 und 1998 wurden an der Klinik für HNO, Hals- und Kopf-Chirurgie des Inselspitals in Bern vom Senior-Autor 44 Hammergriffstapedektomien an 40 Patienten durchgeführt. Bei 31 Patienten (71%) handelte es sich um einen Revisionseingriff, welcher wegen zusätzlicher Ankylose von Incus und/oder Hammerkopf (n = 8), Nekrose des langen Incusfortsatzes (n = 6), Luxation der Incus (n = 3) oder nach vorangegangener Fenestration (n = 4) durchgeführt wurde. In 6 Fällen wurde der Eingriff nach verschiedenen anderen Ohroperationen durchgeführt, z.B. nach vorangegangener Incusinterposition bei fixiertem Stapes. Eine primäre Hammergriffstapedektomie wurde bei 13 Patienten (29%) wegen kongenital oder entzündlich fixiertem Amboss und/oder Hammerkopf zusätzlich zur Steigbügelfixierung durchgeführt. In 4 Fällen handelt es sich um eine Revision bzw. eine Zweitrevision einer Hammergriffstapedektomie. Die Hammergriffstapedektomie wurde transkanalär unter Lokalanästhesie durchgeführt unter Benützung des Skeeter-Mikrodrills und des Argon-Lasers. Eingesetzt wurden überlange Draht-Teflonpiston-Prothesen, die unter Verwendung von Zement am Hammergriff fixiert wurden. Ergebnisse: 39 Patienten konnten nachkontrolliert werden. 36 Patienten (92%) hatten postoperativ ein verbessertes Gehör mit einem positiven Stimmgabeltest nach Rinne. Der mittlere residuelle Air-bone gap bei 0,5, 1, 2 und 3 kHz betrug in 40% der Fälle ≤10 dB und in 85% der Fälle ≤20 dB. Ein Patient entwickelte einige Wochen nach der Hammergriffstapedektomie einen hochgradigen Innenohrhörverlust mit vorübergehenden Schwindelanfällen, wahrscheinlich aufgrund eines aus dem ovalen Fenster gesprungenen Pistons. Schlussfolgerungen: Verglichen mit den Resultaten nach der üblichen primären Incusstapedektomie sind die Resultate nach der Hammergriffstapedektomie weniger gut, aber die Technik hat sich als relativ sicher erwiesen und erlaubt in den meisten Fällen einen Hörgewinn. Moderne technische Mittel, wie überlange Draht-Teflonpiston-Prothesen, die Benützung des Skeeter-Mikrodrills und des Argon-Lasers mit fiberoptischem Mikrohandstück sowie der Einsatz von Zement erwiesen sich als besonders nützlich bei diesen chirurgisch heiklen Eingriffen.