Abstract
In einer retrospektiven Studie wurde die Frage untersucht, was eine histopathologische Untersuchung des Operationspräparates bei Tonsillektomien (TE) oder Adenotomien (AT), die wegen einer chronischen Entzündung oder einer Hyperplasie durchgeführt wurden, diagnostisch ergibt. Es wurden die Resultate der histologischen Untersuchungen von 4738 Tonsillen und 1082 Adenoiden ausgewertet, die zwischen 1985 und 1993 am Pathologischen Institut der Universität Basel durchgeführt wurden. Die chronische Entzündung und die Hyperplasie bildeten mit 89% und 8% bei der TE bzw. mit 78% und 19% bei der AT den Haupteil der Diagnosen. Bei den TE wurden 14 Karzinome und 5 Non-Hodgkin-Lymphome diagnostiziert. Bei den AT wurden keine Malignome gefunden. Die Nachuntersuchung der Krankengeschichten der Malignompatienten ergab, dass bei alien Patienten der Befund vor der Operation vermutet wurde. Spezifische Infektionen mit eindeutiger klinischer Relevanz wurden keine entdeckt, obwohl diese Diagnosen oft klinisch nicht vermutet wurden. 87% der adenotomierten oder tonsillektomierten Patienten waren jünger als 30 Jahre, und Malignome wurden nur in Patienten mit einem Alter > 40 Jahren gefunden. Die routinemässige histopathologische Untersuchung von Tonsillen oder Adenoiden, die bei der klinischen Diagnose einer Entzündung oder einer Hyperplasie entfernt werden, kann deshalb ab einem Alter von 30 Jahren in jedem Fall angeraten werden. Bei Patienten im Alter < 30 Jahren scheint die histologische Untersuchung nicht zwingend angezeigt. Sie kann der Erfahrung und Verantwortung des Operateurs überlassen bleiben.