Abstract
Die Überlebensaussichten von Patienten mit Plattenepithelkarzinomen im Kopf-Hals-Bereich werden durch das Problem der Feldkanzerisierung sehr ungÜnstig belastet. Über die molekularen Grundlagen der Feldkanzerisierung im Kopf-Hals-Bereich war bisher nichts bekannt. Wir haben an einer Gruppe von Patienten eine immunhistochemische Analyse des p53-PhÄnotyps im Tumor, in tumornahen und tumorfernen SchleimhÄuten durchgefÜhrt und ihre biologische Signifikanz durch molekularbiologische Untersuchungen mit Proliferations- und Differenzierungsmarkern untermauert. Wir zeigen hier, dass bei vielen Patienten, deren primÄres Plattenepithelkarzinom ein mutiertes p53 aufweist, sogar tumorferne SchleimhÄute eine aberrante Expression des p53-Proteins zeigen. Die p53-immunreaktiven Zellen bildeten hÄufig die Spitzen frÜher dysplastischer, proliferierender LÄsionen, in anderen Fallen waren sie histologisch noch unauffÁllig. p53-immunreaktive tumorferne SchleimhÄute wurden auch bei Patienten mit p53-nichtreaktiven PrimÄrtumoren gefunden. In EinzelfÁllen wurde die immunhistochemische Prognose des Auftretens eines Zweittumors bereits bestÄtigt. Eine genetische und/oder phÄnotypische VerÄnderung im Tumorsuppressorgen p53 kann also sehr frÜh in der Tumorigenese dieser Karzinome auftreten und stellt eine wichtige molekulare Grundlage fur die Feldkanzerisierung im Kopf-Hals-Bereich dar. Die immunhistochemische Analyse des p53-Status in tumorbenachbarten SchleimhÄuten ist mÖglicherweise von klinischer Relevanz, denn sie selektioniert schon nach der Operation des PrimÄrtumors Patienten, die ein besonders hohes Risiko fiir das Auftreten von Zweittumoren tragen. Die Ergebnisse wecken die Hoffnung, dass der Prozess der Feldkanzerisierung zumindest bei p53-immunreaktiven Kopf-Hals-Tumoren wesentlich frÜher als bisher erkannt und damit die Tumornachsorge effizienter gestaltet werden kann.