Abstract
In einer konsekutiven Fallkontrollstudie an der HNO-Klinik Heidelberg wurde die Bedeutung des chronischen Tabak- und Alkoholkonsums als Risikofaktor für die Entstehung von Plattenepithelkarzinomen des Kehlkopfs untersucht. Die Studie wurde an 164 männlichen Patienten mit Larynxkarzinomen und 656 zufällig ausgewählten männlichen Kontrollpersonen vergleichbaren Alters und Wohnortes, bei denen keine Krebserkrankung bekannt war, durchgeführt. Sowohl der Tabak- als auch der Alkoholkonsum lag bei den Tumorpatienten etwa doppelt so hoch wie bei den Kontrollpersonen. Im Tumorkollektiv betrug der Anteil der Aktivraucher, die filterlose Zigaretten konsumierten, 30%, im Kontrollkollektiv hingegen nur 12,2%. Die Tumorpatienten tranken überwiegend Bier und Schnaps, während der Anteil der Weintrinker im Vergleich zum Kontrollkollektiv niedriger lag. Das tabakassoziierte relative Risiko, an einem Larynxkarzinom zu erkranken, zeigte eine signifikante Dosis-Wirkungs-Beziehung und erreichte bei einem Konsum von 50 Packungsjahren (1 Packungsjahr = Konsum von 1 Pakkung zu 20 Zigaretten/Tag über 1 Jahr) einen Wert von 9,1 (alkoholadjustiert; p = 0,001). Betrachtet man die Tumorlokalisation differenzierter, so zeigt sich, dass starke Raucher ( > 50 Packungsjahre) ein um den Faktor 10 höheres Risiko tragen, an einem supraglottischen Karzinom (relatives Risiko = 32,7; p = 0,0001; alkoholadjustiert) als an einem glottischen Karzinom (relatives Risiko = 3,7; p = 0,005; alkoholadjustiert) zu erkranken. Das alkoholassoziierte relative Risiko, an einem Larynxkarzinom zu erkranken, zeigte ebenfalls eine signifikante Dosis-Wirkungs-Beziehung und erreichte bei einem Konsum von mehr als 75 g Alkohol/Tag einen Wert von 9,0 (tabakadjustiert; p = 0,001). Betrachtet man die Tumorlokalisation differenzierter, so zeigt sich, dass starke Trinker ( > 75 g Alkohol/Tag) ein höheres Risiko tragen, an einem supraglottischen Karzinom (relatives Risiko = 11,8; p = 0,0001; tabakadjustiert) als an einem glottischen Karzinom (relatives Risiko = 7,9; p = 0,0001; tabakadjustiert) zu erkranken.