Abstract
Die Basis einer erfolgreichen und schonenderen Behandlung des Ovarialkarzinoms ist eine viel anspruchsvollere Diagnostik. Erster Faktor ist die Erfassung des Ausbreitungsstadiums. Eine umfassendere Primärdiagnostik und sorgfältigere chirurgische Maßnahmen haben zur Folge, daß die Abschlußdiagnose eines bestimmten Stadiums nicht mehr mit dem von früher verglichen werden kann. Stadienbezogene Behandlungserfahrungen von früher lassen sich deshalb kaum übertragen. Die Stadieneinteilung (FIGO oder UICC) berücksichtigt klinisch wichtige Wachstumsformen des Ovarialkarzinoms, lokalisierbare Tumoren mit solitären Metastasen oder/und Lymphknotenmetastasen einerseits und primär diffus wachsende Karzinome andererseits, nicht. Die Größe des postoperativen Resttumors hängt nicht nur von der Technik und Erfahrung des Operateurs, sondern auch von der Wachstumsart des einzelnen Karzinoms ab. Morphologisch müssen unterschiedliche Typen, die durch ein unterschiedliches Wachstum gekennzeichnet sind und möglicherweise verschieden auf eine Chemotherapie ansprechen, berücksichtigt werden. Besondere Bedeutung kommt dem Differenzierungsgrad zu. Das Karzinom niedrigen Malignitätsgrades muß definiert und anders wie ein invasives Karzinom behandelt werden. Der Differenzierungsgrad des invasiven Karzinoms ist für die Therapie und die Prognose entschei-dend. Leider fehlt es bis heute an einer einheitlichen Definition. In den Vordergrund treten heute biologische Untersuchungen am Tumorgewebe: Die Erfassung der Proliferation, eine Chemoresistenz-testung, die Bestimmung von Östrogen- und Progesteron- sowie von membranständigen Rezeptoren und Beobachtungen an Transplantaten von Tumorgewebe auf Tiere. Die Erfassung des Allgemeinzustan-des wird vernachlässigt, obwohl dieser für den Verlauf der Erkrankung entscheidend ist. Der bisher oft allein analysierte Faktor, das Alter, ist sehr wichtig, korreliert jedoch mit vielen anderen Prognose-faktoren.