Abstract
Das kolorektale Karzinom ist der häufigste maligne Tumor des Magen-Darm-Trakts in Westeuropa und in den USA. Die Langzeitergebnisse der chirurgischen Behandlung sind in den letzten Jahrzehn-ten wenig verbessert worden. Rund die Hälfte aller Patienten erliegt nach kurativer Resektion schließlich einem Tumorrezidiv. Es wird in dieser Arbeit versucht, anhand prospektiver randomisierter Studien einen Überblick über den gegenwertigen Stand der Adjuvans-Therapie kolorektaler Karzinome zu geben. Für das Rektumkarzinom hat sich in einer Studie die kombinierte postoperative Radiotherapie und Chemotherapie bezüglich des rezidivfreien Intervals als überlegen erwiesen. Für sehr ausgedehnte oder inoperable Tumoren kann eine hochdosierte Vorbestrahlung von Nutzen sein, weil sie die lokale Operabilität erhöht. In weiteren Studien sollten optimale Bestrahlungsschemata und die Verminderung der Nebenwirkungen gesucht werden. Die adjuvante Therapie des Kolonkarzinoms ist nach wie vor ein klinisches Experiment. Mangels einer wirksamen Chemotherapie haben vermehrt lokale Behandlungsverfahren (Leberperfusion und -bestrahlung, Peritonealspülung) Eingang in neuere Protokolle gefunden. Das Fehlen einer wirksamen adjuvanten Maßnahme erfordert für Kolonkarzinom-Studien unbedingt eine Kontrollgruppe mit chirurgischer Resektion allein. Bislang hat die Immunotherapie keinen signifikanten Gewinn als Adjuvans-Therapie kolorektaler Karzinome gebracht, obwohl vom wissenschaftlichen Standpunkt aus deren Anwendung attraktiv erscheint. Unter Berücksichtigung der bisherigen Erkenntnisse scheint es möglich, durch multimodale Therapie die Resultate in der Behandlung des Rektumkarzinoms zu verbessern. Mit gedämpftem Optimismus sind weitere kooperative Anstrengungen in prospektiven Studien an die Hand zu nehmen.