Abstract
Die Onkologie trägt mit ihren zahlreichen teuren Neueinführungen nicht unerheblich dazu bei, dass der medizinische Fortschritt teuer ist. Zudem nimmt durch den demographischen Wandel und die steigende Lebenserwartung die Zahl der Krebspatienten zu, die von diesem Fortschritt profitieren möchten. Da auch im Gesundheitswesen die Mittel begrenzt sind, stellt sich die Frage nach der gerechten Verteilung der vorhandenen Ressourcen mit immer grö&ß;erer Dringlichkeit. Da der Umgang mit Knappheit ein typisches gerechtigkeitstheoretisches Problem ist, diskutiert dieser Artikel zunächst verschiedene Strategien im Umgang mit knapper werdenden Ressourcen (Rationalisierung, Rationierung und Priorisierung). Es werden dann prozedurale und inhaltliche Kriterien vorgestellt, die dabei helfen, nutzbringende Gesundheitsleistungen gerecht zu verteilen. Es gibt verschiedene Strategien, den Verbrauch knapper werdender Mittel zu senken: Mittels Rationalisierung werden Effizienzreserven ausgeschöpft, mittels Rationierung werden Gesundheitsleistungen begrenzt und damit auch nutzbringende Ma&ß;nahmen aus dem Leistungskatalog ausgeschlossen. Rationierung kann implizit, also verdeckt erfolgen, z.B. durch Budgetierung oder die Einführung von Wartezeiten, oder explizit durch transparente Festlegung der Leistungen, auf die verzichtet werden soll. Hierfür ist häufig eine Ordnung medizinischer Leistungen nach ihrer Wichtigkeit die Voraussetzung (Priorisierung). Für die Akzeptanz und die Güte einer Entscheidung zum Verzicht auf nutzbringende Leistungen sind aus gerechtigkeitstheoretischer Sicht sowohl prozedurale Kriterien als auch inhaltliche Verteilungsprinzipien (Gleichheit, Dringlichkeit, Nutzen) relevant.