Abstract
Die präklinische Entwicklung neuer Antitumorsubstanzen folgt im Wesentlichen dem gleichen Prinzip, das für andere Arzneimittelklassen üblich ist. Im Rahmen akademischer oder industrieller Grundlagenforschung werden Zielstrukturen (Targets) in Tumorzellen identifiziert, die als mögliche selektive Angriffspunkte für Kanzerostatika dienen können. Nach der experimentellen Bestätigung des Wirkprinzips auf molekularer oder zellulärer Ebene werden Substanzkandidaten selektiert, die einer stufenweisen präklinischen Testung unterzogen werden. Diese besteht im Wesentlichen aus Zellkultursystemen (in vitro) und Tierexperimenten (in vivo) unter Verwendung geeigneter Tumormodelle. Mit ausgewählten (lead) Verbindungen wird schlieβlich die klinische Formulierung hergestellt. Die gesetzlich vorgeschriebenen toxikologischen Untersuchungen schlieβen sich an, bevor klinische Studien initiiert werden. Eine wesentliche Besonderheit unterscheidet jedoch Zytostatika von allen anderen Arzneimittelgruppen – ihre geringe therapeutische Breite. Diese Besonderheit sollte bereits bei der frühen Entwicklung neuer Arzneimittelkandidaten in Betracht gezogen werden, und potenzielle Nebenwirkungen sollten bei allen präklinischen Untersuchungen berücksichtigt werden. Auf diesen speziellen Aspekt der präklinischen Entwicklung neuer Antitumorsubstanzen wird in diesem Beitrag eingegangen. Des Weiteren stehen neue Targetorientierte Substanzen im Fokus der Betrachtung, die eine zunehmende Herausforderung auch für die präklinischen Testungen darstellen.