Abstract
Hintergrund: Obwohl die Krebsfrüherkennungsmaßnahmen der Gesetzlichen Kran-kenversicherungen in der Bundesrepublik Deutschland vor fast 25 Jahren begannen, kommen bösartige Tumoren auch heute häufig erst im fortgeschrittenen Stadium zur Diagnose. Kann ein stationärer Krankenhausaufenthalt, der aus anderen Gründen notwendig wurde, durch zufällige Tumordiagnose einen Beitrag zur früheren Fest-stellung des Malignoms leisten? Material und Methodik: Über ein Jahr wurden alle Patienten (n = 560) eines Bereiches der Inneren Abteilung eines Allgemeinkrankenhauses erfaßt. Hiervon wurden 300 einer speziellen onkologischen Untersuchung zugeführt. Ergebnisse: Von diesen 300 Patienten wiesen lediglich 4 (1,3%) zufällig zur Diagnose kommende Tumoren auf. Bei weiteren 17 Patienten (5,7%) wurden Befunde erhoben, die einer Kontrolle bedürfen: 9 Patienten mit Blut im Urin, 3 Patienten mit tumorverdächtigem Befund im Ultraschall der Nieren und 5 Patienten mit Nachweis von verborgenem Blut im Stuhl. Ferner zeigte die vertiefte Eigenanamnese bei 15 Patienten sowie die ausführliche Familienanamnese bei weiteren 17 Patienten ein Auftreten von Neoplasien, zusam-mengenommen bei 10,7% der speziell untersuchten Gruppe. Schlußfolgerungen: Der stationäre Krankenhausaufenthalt kann zur früheren Tumordiagnose nur einen begrenzten Beitrag leisten. Die Ausrichtung der ärztlichen Betreuung anhand der Anamnese läßt jedoch hinsichtlich der Krebsfrüherkennung bei vertretbarem Aufwand einen höheren Nutzen erwarten.