Streßfaktoren wird in der Pathogenese verschiedenster Krankheiten eine ungünstige Rolle zugeschrieben. Seit langem bekannt ist die endokrinologische Umsetzung von psychosozialem Streß über die hypothalamohypophysoadrenokortikale Hormonregulationsachse mit resultierender Freisetzung von immunsupprimierenden Glukokortikoiden. In der Diskussion über Mechanismen der Malignomentwicklung wer-den aber zumindest seit der «lmmunsurveillance» Hypothese immunsupprimierenden Faktoren krankheitsfördernde Wirkungen zugeschrieben. Zahllose Untersuchungen bei Menschen oder in Tiermodellen haben sich somit in den letzten Jahrzehnten mit dem Einfluß verschiedener Streßfaktoren auf die Immunkompetenz beschäftigt. Meist wird in diese Untersuchungen eine Beeinträchtigung von unterschiedlichen Immunologischen Einzelfunktionen durch akuten oder chronischen Streß berichtet, die auch als Erklärungsmodell für die Karzinogenese hergenommen wird (z. B. die streßbedingte Replikation von latenten Viren wie EBV und die Entstehung von EBV-assoziierten B-Zell-Lymphomen). Am häufigsten werden folgende immunologische Parameter untersucht: Anzahl von Lymphozyten und Lymphozytensubpopulationen, vor allem der CD4+ und CD8+ Subgruppen, CD4+ /CD8+ Ratio, Anzahl von Natürlichen Killerzellen bzw. deren zytotoxische Aktivität(NKCA), Mitogenstimulierbarkeit von Lymphozyten (PHA, Con A, Porkweed Mitogen), sekretorisches Ig-A, Kortisolspiegel, MultitestMerieux sowie Antikörpertiter von latenten Viren (EBV, HerpesSimplex Virus). Seltener beziehen sich die Untersuchungen auf Zytokinspiegel oder nicht primär dem Immunsystem zugeordnete Funktionen wie DNA-Repairprozesse oder Apoptosis.Der eindeutige Beleg für die klinische Relevanz der gemessenen immunologischen Veränderungen fehlt. Obwohl gerade bei Krebspatienten viele Ärzte die Messung des «lmmunstatus» inzwischen bereitsroutinemäßig veranlassen, bleibt unklar, welche immunologischenParameter überhaupt eine Aussage über das Konstrukt «lmmunkompetenz» erlauben und welche Relevanz die »lmmunkompetenz« fürdie Entstehung und den Verlauf von Malignomen besitzt. Die Physiologie des Immunsystems ist zuwenig bekannt. Untersuchungen belegen für einige der obigen immunologischen Parameter eine sehr breite intraindividuelle und interindividuelle Varianz, deren Determinanten (z. B. Alter, affektive Reaktion auf Streßereignis) nicht hinreichend geklärt sind. H. W. Kappauf

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