Abstract
Zur Festlegung des Stellenwertes der Staging-Laparotomie (LAP) bei Morbus Hodgkin analysierten wir die klinischen und pathologischen Befunde von 282 neu diagnostizierten Patienten der klinischen Stadien (CS) I bis III A. Diese wurden einer diagnostischen Laparotomie mit Splenektomie als Teil der Staging-Untersuchungen für die prospektiven Therapiestudien HD1, HD2 und HD3 der Deutschen Hodgkin-Studiengruppe unterzogen. Ein infradiaphragmaler Befall wurde bei 115 Patienten nachgewiesen: 29 von 66 (44%) in CS I, 58 von 186 (31%) in CS II und 28 von 30 in CS III A. Es gab keinen klinischen Befund, der es erlaubt hätte, zutreffend eine infradiaphragmale Erkrankung vorauszusagen. Im Rahmen der Studie wurde die therapeutische Strategic verfolgt, Patienten der klinischen Stadien I und II mit hohem Risiko eines Relapses sowie Patienten im klinischen Stadium IIIA einer kombinierten Chemo-Strahlentherapie zu unterziehen. Hierbei beeinflußten die Ergebnisse der LAP das therapeutische Vorgehen nur in geringem Maße. Nur bei fünf von 61 Patienten (8%) mit einem der Risikofaktoren «großer Mediastinaltumor», «extrano-dale Erkrankung», «klinisch nachweisbarer Milzbefall», konnte ein niedrigeres Krankheitsstadium festgelegt werden, und die Patienten erhielten nur eine Strahlentherapie, da die klinisch vermutete infradiaphragmale Erkrankung durch die Ergebnisse der LAP ausgeschlossen wurde. Im Gegensatz dazu ergab die LAP bei Patienten im CS I und II ohne diese Risikofaktoren einen infradiaphragmalen Befall in 68 von 211 Fallen (32%). Dies führte zu einer kombinierten Chemo-Strahlentherapie anstatt einer alleinigen Strahlentherapie. Dieser Anteil ware ähnlich gewesen (35%), wenn man zusätzliche Risikofaktoren wie eine erhöhte BKS oder den Befall von drei oder mehr Lymphknoten mit einbezogen hätte. Unsere Ergebnisse lassen den Schluß zu, daß Patienten ohne erkennbare Risikofaktoren nach wie vor einer Staging-Laparotomie unterzogen werden sollten.