Abstract
In Fallen von Überdosierung oder Vergiftung mit Zytostatika fehlen für die meisten Substanzen bisher allgemein anerkannte Behandlungsrichtlinien. Da über die Dialysierbarkeit dieser Medikamente bisher auch nur wenig Informationen existieren, wurde zytostatikahaltiges Humanplasma mit Hilfe von «Mini-Modulen» (Miniatur-Kapillardialysatoren, die bis auf ihre kleineren Dimensionen den in der klinischen Praxis gebräuchlichen Kapillardialysatoren entsprachen) dialysiert. Die im Plasma vorhandene zytotoxische Aktivität wurde vor und nach Dialyse mit Hilfe eines biologischen Testsystems (permanente menschliche Lymphoblastenkultur LS2) gemessen. Die 20 untersuchten Zytostatika konnten hinsichtlich ihrer Dialysierbarkeit folgendermaßen bewertet werden: In vitro gut dialysierbar: Methotrexat, 5-Fluorouracil, Cytosin-Arabinosid, Actínomycin D, Mitomycin C, 4-Hydroxy-Cyclophosphamid, Ifosfamid, Melphalan, Dacarbazin, Cisplatin. In vitro mäßig dialysierbar: Adriamycin, Epirubicin, Carmustin. In vitro nicht dialysierbar: Daunorubicin, Mitoxantron, Vincristin, Vinblastin, Vindesin, Etoposid, Teniposid. Die Dialysierbarkeit in vivo korreliert nur bedingt mit der Dialysierbarkeit in vitro, da bei In-vitro-Versuchen sowohl die Verteilungsvolumina als auch die Metabolisierungsraten unberücksichtigt bleiben. Unter Zuhilfenahme von pharmakokinetischen Daten aus der Literatur können folgende Aussagen zur vermutlichen Dialysierbarkeit von Zytostatika in vivo und zum Einsatz einer extrakorporalen Detoxikation bei Überdosierungen gemacht werden: Hämodialyse in vivo möglicherweise sínnvoll: Methotrexat, 5-Fluorouracil, Mitomycin C, Cyclophosphamid, Ifosfamid, Melphalan, Carmustin, Dacarbazin. Hämodialyse in vivo ineffektiv: Adriamycin, Epirubicin, Daunorubicin, Mitoxantron, Actinomycin D, Etoposid, Teniposid, Vincristin, Vinblastin, Vindesin, Cytosin-Arabinosid, Cisplatin.