Abstract
Die Aktivierung der Gene für Interleukin-2 (IL2) und seinen Rezeptor durch das tat-Genprodukt des menschlichen Retrovirus HTLV-I ist mit der Pathogenese der adulten T-Zell-Leukämie assoziiert worden. In vorangegangenen Untersuchungen haben wir gezeigt, daß IL2 das Wachstum erythropoetischer Stammzellen aus menschlíchem Knochenmark supprimieren kann. Weiterhin haben wir gezeigt, daß diese Suppression durch aktivierte T-Zellen vermittelt wird, die den Rezeptor für Interleukín-2 exprimieren. T-Zellen wurden durch Stimulation mit CD3-Antikörper aktiviert. Kulturüberstände CD3-aktivierter T-Zellen, die mit IL2 inkubiert worden waren, verursachten eine dosisabhängige Suppression des erythropoetischen Stammzellwachstums. Behandlung dieser Überstände mit einem Antikörper gegen Interferon-γ neutralisierte mehr als 95% der Inhibition des erythropoetischen Stammzellwachstums. Nach diesen Voruntersuchungen an normalen Zellen untersuchten wir den Mechanismus einer erwσrbenen erythropoetischen Aplasie bei einem Patienten mit T-γ-lymphoproliferativer Erkrankung. Das Wachstum der erythropoetischen Stammzellen des Patienten betrug 17 ± 9% der Norm und stieg auf 88–102% nach T-Zelldepletion des Knochenmarks. Das Wachstum myelopoeti-scher Stammzellen war normal und wurde durch eine T-Zell-Deple-tion nicht beeinträchtigt. Kulturüberstände von Patienten-T-Lymphozyten hemmten das Wachstum allogener und autologer erythropoetischer, nicht aber myelopoetischer Stammzellen. Der Inhibitor im T-Zellüberstand war säurelabil und Trypsin-sensitiv. Diese Eigenschaften sind mit der Hypothese vereinbar, daß es sich bei diesem Inhibitor um Interferon-γ handelte. Mononukleäre Zellen des Patienten zeigten in der Southern-Analyse eine Integration von HTLV-I-spezifischer DNA. Die RNA Dot-blot-Analyse zeigten die Expression HTLV-I-spezifischer Gensequenzen. Diese Daten legen einen ätiologischen Zusammenhang nahe zwischen der Infektion mit dem Retrovirus HTLV-I und einer erythropoetischen Aplasie bei T-γ-lymphoproliferativer Erkrankung.