Abstract
Transferrin hat die Funktion eines Wachstumsfaktors. Es wird dabei von den proliferierenden Tumorzellen aus dem Blut eliminiert. Diese Verluste von zirkulierendem Transferrin haben eine Hypotransferrinämie zur Folge, die mit der Masse der Tumorzellen und mit der Proliferationsaktivität korreliert. Die Bindung des Eisens an Transferrin ist eine essentielle Voraussetzung für seine Aufnahme in die erythropoetischen Zellen. Daher ist die Eisenzulieferung zur Hämoglobinsynthese direkt von der Transferrinkonzentration im Blut abhängig. In Untersuchungen an 256 Patienten mit malignen Tumoren verschiedener histologischer Typen und unterschiedlicher Tumorausbreitung konnte gezeigt werden, daß eine enge Beziehung zwischen der tumorbedingten Hypotransferrinämie und der Anämie besteht. Diese enge direkte Korrelation zwischen Transferrinkonzentration und Hämoglobinkonzentration im Blut ließ sich bei alien Tumorentitäten in gleicher Weise belegen. Das Ausmaß der Hypotransferrinämie und der Anämie nahm mit zunehmender Tumormasse zu. Umgekehrt bildeten sich Hypotransferrinämie und Anämie unter einer antineoplastischen Therapie zurück. Es konnte dabei gezeigt werden, daß diese Bewegungen beider Parameter in strenger Korrelation erfolgten. Diese Befunde werden als Hinweis dafür gewertet, daß die tumorbedingten Transferrinverluste eine wesentliche Ursache für die bei malignen Tumorerkrankungen zu beobachtende Anämie darstellt.