Abstract
Die Fortschritte der Immunologie und Molekularbiologie haben zu einem besseren Verständnis von Atiologie, Pathogenese und Biologie vieler onkologischer und hämatologischer Erkrankungen geführt. In der Klinik haben die neuen Methoden der Immuntypisierung (IT) bereits diagnostische Bedeutung bei der Zuordnung morphologisch undifferenzierter maligner Tumoren zu Lymphomen, Karzinomen oder Sarkomen sowie bei der Subklassifikation von Leukämien und Lymphomen. Der Nachweis von Umlagerungen der für die Antigen-rezeptoren kodierenden Immunglobulin- bzw. T-Zell-Rezeptor-Gene erlaubt die Zuordnung früher Differenzierungsstadien von Hämoblastosen zur B- und T-Zellreihe, die Abgrenzung reaktiver lymphati-scher Veränderungen von klonalen Expansionen sowie den sensiblen Nachweis von nach Therapie persistierenden Tumorzellen. Bei be-stimmten Entitäten (z.B. der ALL) hat die immunologische Sub-typisierung darüber hinaus differentialtherapeutische Relevanz. Mit Hilfe der IT wurden neue Krankheitsentitäten definiert (Ki-1-Lymphome, Tγ-Lymphoproliferation, LFA-1-Mangel) und die Pathophysiologie anderer Erkrankungen aufgeklärt (Bernard-Soulier-Syndrom, Thrombasthenie-Glanzmann-Naegeli). Durch den Nachweis von Markern für Zytostatikaresistenz oder von Rezeptoren für bestímmte Hormone und Immunmodulatoren vermag die IT darüber hinaus direkte therapeutische Entscheidungshilfen zu geben. Schließlich eröffnet die In-vivo-Diagnostik mit monoklonalen Antikörpern die Möglichkeit, die Ausbreitung der malignen Erkrankung durch bildgebende Verfahren (Immunszintigraphie, NMR) exakter zu definieren.