Abstract
Purpose: To test the effectiveness of an intervention designed to improve glaucoma medication adherence. Design: Randomized, controlled trial at a Veterans Affairs (VA) eye clinic. Participants: Veterans with medically treated glaucoma who reported poor adherence and their companions if applicable. Methods: Participants, and their companions if applicable, were randomized to receive an intervention to improve medication adherence that included glaucoma education, personalized disease management suggestions, and a reminder aid, or the control arm that received education regarding general eye health. Main outcome measures: The average proportion of prescribed glaucoma medication doses taken on schedule over the 6 months after randomization according to an electronic monitor between participants in the 2 arms. Results: The mean proportion of prescribed doses taken on schedule was higher in the intervention group compared with controls (0.85 vs. 0.62, P < 0.0001). The difference in proportions between the 2 groups did not vary in regressions models adjusted for companion status, frequency of dosing, and race. The longitudinal model indicated that the intervention group had significantly higher adherence during the first month after randomization and continued to stay higher through 6 months (month by treatment interaction, P = 0.003). Conclusions: A multifaceted intervention can help improve glaucoma medication adherence. Trial registration: ClinicalTrials.gov NCT03052257.
Abstract aus Muir KW, Rosdahl JA, Hein AM, et al.: Improved glaucoma medication adherence in a randomized controlled trial. Ophthalmol Glaucoma 2022;5:40–46.
Transfer in die Praxis von Prof. Dr. Klaus Rohrschneider (Heidelberg)
Hintergrund
Die Glaukombehandlung fußt auf einer ausreichenden Drucksenkung. Diese wird bei den meisten Patienten zunächst medikamentös erreicht. Daher kommt einer regelmäßigen Tropfenapplikation ein sehr hoher Stellenwert zu. Es ist bekannt, dass diese bei einem nicht geringen Teil der Patienten – je nach Untersuchung in 17–90% der Fälle – nicht ausreichend erfolgt [1, 2]. Da das Glaukom zu den häufigsten Erblindungsursachen in Deutschland zählt, erscheinen Ansätze, die Anwendungsrate zu verbessern und dadurch die Funktion zu stabilisieren, von hohem Nutzen.
Ergebnisse der Studie
Die Autoren untersuchten den Einfluss einer gezielten Intervention zur Verbesserung der regelmäßigen Augentropfenapplikation bestehend aus der Darlegung des Krankheitsbildes und des Nutzens einer konsequenten Drucksenkung sowie dem Ansprechen von Problemen der Behandlung, Hilfen zur Erinnerung an das Tropfen durch andere regelmäßige Tätigkeiten, einer Erinnerungsfunktion an der Tropfenflasche und der Erklärung einer korrekten Tropfenapplikation mitsamt einer schriftlichen Erklärung soweit nötig im Hinblick auf eine regelmäßige Behandlung über 6 Monate, mit einer Vergleichsgruppe ohne eine solche umfassende 45-minütige Intervention.
Nach der Intervention zeigte sich eine signifikant höhere Tropfenapplikation (mittlerer Anteil verordneter Dosen 0,85 vs. 0,62; p < 0,0001), die trotz Abnahme im Laufe der Zeit über den gesamten Studienzeitraum anhielt.
Fazit für die Praxis
Die Applikation von drucksenkenden Augentropfen ist unsicherer als diejenige von systemischer Medikation. Im Rahmen einer AOK-Studie zeigte sich, dass 33,5% der Patienten schon ihr Rezept nicht einlösten, andere Untersuchungen fanden, dass fast die Hälfte der Probanden die topische Therapie innerhalb von 6 Monaten absetzen, wobei nur 55,6% der Probanden mehr als 75% der erwarteten Dosen einnehmen [3]. Da die wesentlichen Gründe für eine nicht korrekte Behandlung in Vergesslichkeit, mangelnder Motivation, Schwierigkeiten bei der Applikation von Augentropfen und Zweifel am glaukomatösen Sehverlust und dessen Vorbeugung bestehen, ist verständlich, dass ein gezieltes Ansprechen bzw. ein Training hinsichtlich dieser Faktoren die Compliance signifikant verbessert [4, 5]. Allerdings war der zeitliche Aufwand mit einem jeweils 45-minütigen Gespräch nicht unerheblich. Wie dies angesichts der hohen Zahl an Glaukompatienten selbst durch medizinisches Hilfspersonal gewährleistet werden soll, ist unklar. Daher sollte im Falle einer Befundverschlechterung oder einer nicht ausreichenden Drucksenkung zumindest eine Vereinfachung des Tropfenplans und gegebenenfalls eine Umsetzung auf Medikamente ohne beklagte Nebenwirkungen dringend erwogen werden [6, 7]. Aktuelle Entwicklungen mit intraokulärer Medikamentenfreisetzung oder andere Mehrfachkombinationen könnten zusätzlich hilfreich sein.
Disclosure Statement
Hiermit erkläre ich, dass keine Interessenskonflikte in Bezug auf den vorliegenden Kommentar bestehen.