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Liebe Leserinnen, liebe Leser,

zum ersten Mal darf ich im Kompass Ophthalmologie zu Ihnen schreiben. Die Herausgeberschaft dieser Ausgabe von Kompass Ophthalmologie mit dem Schwerpunkt «Glaukom» habe ich mit großer Freude übernommen.

Die seit mehr als zwei Jahren zu beobachtende mediale COVID-Infodemie spiegelt sich auch in einer wissenschaftlichen Pubmed-Infodemie wieder: Seit Beginn der Pandemie sind mit Stichtag 17.8.2022 unter dem Stichwort «COVID-19» in Pubmed sage und schreibe 286 745 Publikationen gelistet. In der gesamten Pubmed-Datenbank finden sich seit 1966 unter dem Stichwort «glaucoma» gerade einmal 80 347 Publikationen, also nur 28% der seit 2020 veröffentlichten COVID-19-Publikationen! Oder 143 372 Publikationen versus 1435 Publikationen pro Jahr.

Diese Zahlen nötigen uns natürlich den höchsten Respekt vor dem Bundesgesundheitsminister ab, der neben all seinen Dienstverpflichtungen im Politikbetrieb Berlin sich nicht nur aufopfernd um alle Belange unseres Gesundheitswesens kümmert, sondern nach eigenen Angaben auch all diese COVID-Publikationen liest und interpretiert und auf dem Boden seiner Schlussfolgerungen uns alle betreffende allgemeingültige Empfehlungen ausspricht.

Sie werden sich nun fragen, was diese Überlegungen in einem Editorial zum Glaukomschwerpunkt zu suchen haben? Es geht um Orientierung. Meines Erachtens gewinnen in dieser Kongress-reduzierten Zeit trotz der zahlreichen digitalen Angebote Print-Medien wie der Kompass Ophthalmologie mehr und mehr an Bedeutung, um die Geschwindigkeit der Informationsaufnahme auf die eigene Person abzustimmen, also einen Kompass für die Bewältigung dieser Infodemie an der Hand zu haben.

Die Glaukomerkrankung ist weltweit die zweithäufigste Ursache für Blindheit. Auf dem Boden von epidemiologischen Studien und anhand von mathematischen Modellen ergibt sich eine Zunahme der Glaukomerkrankten bis 2040 bezogen auf die Zahlen von 2020 um 47%. Denn für eine erfolgreiche Behandlung der Glaukomerkrankung, die von der World Health Organization (WHO) als eine vermeidbare Ursache für Erblindung angesehen und insofern als «Priority Eye Diseases» gelistet wird, ist Wissen unabdingbare Voraussetzung.

Hierfür erscheint mir die von meinem ophthalmologischen Lehrer Prof. Naumann ins Leben gerufene «Synapsen-Gymnastik» umso wichtiger denn je. Daher freue mich, dass ich Sie mit der Lektüre dieser Ausgabe zu einer solchen Synapsen-Gymnastik einladen kann.

Seit 50 Jahren werden die vier Prinzipien der Glaukomchirurgie, die subtenonale, trabekuläre, suprachoroidale und ziliare Chi-rurgie, durch neue Verfahren modifiziert. Diese modifizierenden Innovationen haben auch vor der Filtrationschirurgie, die bisher im Wesentlichen Trabekulektomie und episklerale Implantate (sog. «Molteno-Prinzip») bedeutete, nicht haltgemacht.

So diskutieren in der Übersichtsarbeit Gambini und Mitarbeiter die Evidenz für die Wirksamkeit und Sicherheit des PreserFlo fast 10 Jahre nach seiner Einführung und vergleichen diese mit anderen MIGS-Verfahren und der Trabekulektomie.

Die 360° Trabekulotomie ab interno kann als erfolgreiche Alternative zur klassischen Trabekulotomie bei primärem kongenitalem Glaukom angesehen werden. In der Kasuistik berichten Song und Mitarbeiter über die erfolgreiche Anwendung der Gonio-skopie-assistierten transluminalen Trabekulotomie (GATT) bei einem Patienten mit primärem kongenitalem Glaukom. Der interessante Aspekt dieser Kasuistik ist, dass infolge einer ausgeprägten Dysgenesie des Kammerwinkels das Trabekelmaschenwerk initial durch die periphere Iris verlegt war und GATT nach Lösen der Goniosysnechierung erfolgreich durchgeführt werden konnte.

Der Wissenstransfer mit Fokus Glaukom beschäftigt sich mit zwei zentralen Fragen des Glaukommanagements: Wie kann die Therapieadhärenz verbessert und wie kann ein Real-Time-Monitoring des Augeninnendrucks ermöglicht werden. Im Wissenstransfer Lid-/Orbitaerkankungen werden die Möglichkeiten der lacrimalen Botulinus-Injektion zur Therapie der Epiphora diskutiert.

Ich wünsche Ihnen Zeit zum und Freude beim Lesen in der Hoffnung, dass diese Themen Ihr Interesse finden und die Artikel Ihre Erwartungen erfüllen.

Herzlich

Ihr

Anselm Jünemann

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