Liebe Leser*innen, liebe Kolleg*innen,
«70 ist das neue 50», «80 ist das neue 60» – so formulieren es schon länger Schlagzeilen in Lifestyle- und Fitness-Magazinen, so ist laut Umfragen unter der Bevölkerung bei vielen das Lebensgefühl und so legen es auch medizinische Daten hinsichtlich kognitiven und körperlichen Alterns nahe, wie im letzten Jahr die Arbeitsgruppe um die Finnin Tainan Rantanen zeigen konnte [1].
Gleichzeitig lassen Umfragen erkennen, dass Vorsorgeuntersuchungen wenig genutzt werden und Defizite in der Aufklärung darüber in der alternden Bevölkerung zu finden sind. Spätestens seit der OVIS-Studie wissen wir, dass besonders die augenärztliche Versorgung in Seniorenheimen mangelhaft ist. Und das alles vor dem Hintergrund der zunehmend alternden Bevölkerungsstruktur und der länger notwendigen Arbeitsfähigkeit bei Erhöhung des Renteneintrittsalters.
Da ist es besonders wichtig, das Augenmerk auf die weiter zunehmenden typischen Alterserkrankungen des Auges zu legen. Für das Auge gilt nämlich nicht: «80 ist das neue 60», und so gewinnen die altersabhängige Makuladegeneration (AMD), das Glaukom und die Katarakt weiterhin an Bedeutung.
Auch in diesem Heft haben wir einen Fokus auf das alternde Auge gelegt. In einer Übersichtsarbeit betonen Allison et al. die Wichtigkeit der regelmäßigen Glaukom-Screening-Untersuchungen für die 60- bis 80-Jährigen, und eine Fallvorstellung von Bievel-Radulescu et al. zeigt eindrücklich, welche Folgen eine zu spät vorgestellte Katarakt haben kann.
In Zeiten von Fachkräfte-, Pflegekräfte- und Ärzt*innen-Mangel macht es Sinn, auch mit kreativen Ansätzen die augenärztliche Versorgung der alternden Bevölkerung zu verbessern, so wie wir seit einigen Jahren in Kooperation mit der geriatrischen Klinik unseres Hauses ein geronto-optometrisches Screening erfolgreich durchführen [2].
In diesem Sinne: Bleiben Sie gesund und jung, bleiben Sie Ihren alternden Patienten gewogen, wissen Sie um Ihre Wichtigkeit für die medizinische Versorgung im Alter und haben Sie viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe!
Ihre Anja Liekfeld