Dry eye disease is an umbrella term that includes a variety of symptoms and signs. A link between diabetes mellitus and dry eye disease exists, but the associated phenotype needs further examination. Thus, our aim was to determine how diabetes mellitus relates to the dry eye disease phenotype. A prospective, cross-sectional study was conducted at the Miami Veteran Affairs Medical Center ophthalmology clinic between October 2013 and September 2019. Participants included a volunteer sample of 366 South Florida veterans with one or more symptoms or signs of dry eye disease [Dry Eye Questionnaire-5 ≥ 6 OR tear break-up time ≤ 5 OR Schirmer’s test score ≤ 5 OR corneal fluorescein staining ≥ 2]. Participants were divided into three groups: (1) individuals without diabetes mellitus (controls); (2) individuals with diabetes mellitus but without end-organ complications; and (3) individuals with diabetes mellitus and end-organ complications. Dry eye metrics were compared across groups. The main outcome measures included ocular symptom questionnaires [e.g., 5-item Dry Eye Questionnaire, Ocular Surface Disease Index, and ocular pain assessment] and clinical parameters obtained from an ocular surface evaluation. A total of 366 individuals were included (mean age 59 ± 6 years; 89% males; 39% White; 11% diabetes mellitus and end-organ complications; 15% diabetes mellitus but without end-organ complications). Individuals with diabetes mellitus and end-organ complications had lower symptom scores on the dry eye disease and pain-specific questionnaires compared to individuals with diabetes mellitus but without end-organ complications and controls (Ocular Surface Disease Index: 42.1 ± 24.5 vs. 38.9 ± 25.1 vs. 23.6 ± 16.2; p < 0.001; numerical rating scale of ocular pain intensity: 4.9 ± 3.2 vs. 4.3 ± 2.7 vs. 3.5 ± 2.7; p = 0.02). Eyelid laxity was also more severe in the group with diabetes mellitus and end-organ complications (0.69 ± 0.64 vs. 0.73 ± 0.72 vs. 1.08 ± 0.77; p = 0.004) compared to the two other groups. The diabetic dry eye disease phenotype is driven by signs more so than by symptoms, with anatomic eyelid abnormalities being more frequent in individuals with diabetes mellitus and end-organ complications. Given this, ocular surface abnormalities in individuals with DM may be missed if screened by symptoms alone. As such, individuals with DM should undergo a slit lamp examination for signs of ocular surface disease, including anatomic abnormalities.

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Abstract aus Locatelli EVT, Huang JJ, Mangwani-Mordani S, et al.: Individuals with diabetes mellitus have a dry eye phenotype driven by low symptom burden and anatomic abnormalities. J Clin Med 2023;12:6535.

Einführung und Übersicht

Das trockene Auge ist ein Oberbegriff für eine Vielzahl von Symptomen und Zeichen. Es existiert zwar ein Zusammenhang zwischen Diabetes mellitus (DM) und dem trockenen Auge (TA), doch der Phänotyp ist nicht aufgeklärt. Das Ziel der hier besprochenen Untersuchung war es zu klären, welche Zusammenhänge zwischen DM und TA bestehen. Hierfür wurden über 6 Jahre 366 Patienten untersucht, die in 3 Gruppen eingeteilt wurden: 1.) Menschen ohne DM (Kontrollen), 2.) Menschen mit DM, aber ohne Organkomplikationen (15%), 3.) Menschen mit DM und Organkomplikationen (11%). Gemessen wurden Symptome/Zeichen des TA (Fragebogen, Tränenfilmaufreißzeit, Schirmer-Test, Fluoreszeinfärbung der Hornhaut).

Eine Annäherung an die Problematik des TA ist extrem problematisch, da die Symptome oft nicht mit den Zeichen korrelieren. Patienten mit nur milden Zeichen können in ihrer Lebensqualität massiv eingeschränkt sein und umgekehrt. Deshalb ist es wichtig, die Zeichen immer in Korrelation zu den subjektiv berichteten Symptomen zu setzen. Auch ist die derzeitige Einteilung in eine evaporative Form und eine Form mit Tränenmangel nicht immer zielführend, da auch Lidabnormitäten (floppy eyelid syndrome usw.) und eine Dysfunktion der Meibom-Drüsen vorliegen können. Auf einem Workshop wurde im Jahr 2017 eine Zusammenfassung der Risikofaktoren veröffentlicht, die eine gute Grundlage für die Beurteilung bietet: Demografie (unter anderem das Geschlecht), Medikation (z.B. Antidepressiva, Anxiolytika), Störungen des Hormonstoffwechsels, immunologische und metabolische Erkrankungen (z.B. Lupus erythematodes, DM). Die aktuelle Definition der Dry Eye Workshop Study Group (DEWS II) lautet: «Das Trockene Auge ist eine multifaktorielle Erkrankung der Augenoberfläche, charakterisiert durch den Verlust der Homöostase des Tränenfilms und begleitet von okulären Symptomen, bei denen Tränenfilmstabilität, Hyperosmolarität, Inflammation und ein Schaden der Augenoberfläche sowie neurosensorische Veränderungen eine ätiologische Rolle spielen» [1]. Meist werden folgende Symptome berichtet: brennende, stechende Schmerzen, Fremdkörpergefühl, vermehrte Blendungsempfindlichkeit, Kontaktlinsenintoleranz, Verschwommensehen und Visusminderung.

Stark ausgeprägte Symptome können zu einer erheblichen Einschränkung der Lebensqualität führen und in schweren Fällen bis zur Einschränkung der Arbeitsleistung bzw. bis hin zur Arbeitsunfähigkeit führen.

Der Fokus der hier besprochenen Arbeit ist DM und zahlreiche Studien haben einen Zusammenhang zwischen DM und TA bestätigt. Allerdings sind die Daten bezüglich des Ocular Surface Disease Index (OSDI), der Tränenfilmstabilität (Aufreißzeit) und auch der Tränenproduktion (Schirmer) inkonsistent. Gleiches gilt für die Sensibilität der Hornhaut.

Methodik und Ergebnisse

Die hier studierte Population wurde deshalb nach strengen Standards untersucht. Es musste eines von 5 definierten Symptomen/Zeichen vorhanden sein. Es wurden die Hornhautsensibilität und der Status der Augenoberfläche (Tränenfilmosmolarität, Laxheit der Lider, Meibom-Drüsen (verschiedene Parameter), Teleangiektasien der Unterlider, Vorhandensein einer Konjunktivochalasis, Tränenfilmstabilität, Tränenproduktion und andere) dokumentiert.

Patienten mit Organkomplikationen (DM + K) hatten weniger (Schmerz-)Symptome als die beiden anderen Gruppen. Während bei den zahlreichen anderen Messparametern keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen festzustellen waren, zeigte die Gruppe DM + K anatomische Veränderungen (höherer «vascularity score», vermehrte Laxheit der Lider und Konjunktivochalasis).

Fazit für die Praxis

Diese Studie zeigt eindrucksvoll, dass Patienten mit fortgeschrittenem DM deutlich weniger Symptome eines TA entwickeln, aber dennoch im Hinblick auf diese Erkrankung, auch wegen der möglichen Komplikationen, genau untersucht werden sollten. Eine sorgfältige Spaltlampenuntersuchung und eventuell sogar eine chirurgische Korrektur der Lider in Kombination mit Hilfsmitteln/Medikamenten wie Augenmaske und nichtsteroidalen Antiphlogistika sind notwendig. Einen Überblick über die derzeitige Vorgehensweise geben die Abbildungen 1 und 2.

Abb. 1.

Schema zur Wahl der Therapie bei Keratoconjunctivitis sicca. KPS = Keratitis punctata superficialis (aus: Augustin A: Augenheilkunde, ed 4. Mannheim, Kaden-Verlag, 2019).

Abb. 1.

Schema zur Wahl der Therapie bei Keratoconjunctivitis sicca. KPS = Keratitis punctata superficialis (aus: Augustin A: Augenheilkunde, ed 4. Mannheim, Kaden-Verlag, 2019).

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Abb. 2.

Stufenschema zur Therapie der Keratoconjunctivitis sicca (aus: Augustin A: Augenheilkunde, ed 4. Mannheim, Kaden-Verlag, 2019).

Abb. 2.

Stufenschema zur Therapie der Keratoconjunctivitis sicca (aus: Augustin A: Augenheilkunde, ed 4. Mannheim, Kaden-Verlag, 2019).

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Ungeachtet der Grunderkrankung wird folgende diagnostische Vorgehensweise empfohlen:

Basisuntersuchungen:

– Frage- und Diagnostikbogen

– Lidschlagfrequenz und Lidschluss

– Lidrand und Lidstellung

– Hornhautsensibilität (Ästhesiometrie)

– Spaltlampenuntersuchung

– Tränenmeniskus

– LIPCOF (lidkantenparallele konjunktivale Falten)

– Tränenfilmaufreißzeit (BUT)

– Vitalfärbungen

– Schirmer-Test

– Serologie: Sjögren-Syndrom, Lupus erythematodes

Erweiterte Untersuchungsmethoden:

– Tränenfilmosmolarität

– Messen der nichtinvasiven Tränenfilmaufreißzeit mittels Interferometrie

– Beurteilung der Meibom-Drüsen, Meibografie (Durchleuchtung der Lider)

– Ausschluss von Demodex-Befall

– Impressionszytologie

– In-vivo-Konfokalmikroskopie der Augenoberfläche

– Tränenasservierung und Zytokinanalyse

– Bestimmung der Konzentration der Matrix-Metalloproteinase 9 (MMP-9) im Tränenfilm (InflammaDry)

Disclosure Statement

Nothing to disclose.

1.
Craig
JP
,
Nichols
KK
,
Akpek
EK
,
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TFOS DEWS II Definition and Classification Report
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Ocul Surf
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2017
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15
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276
283
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