Zielsetzung: Das Ziel dieser Studie war die Auswertung der klinischen Ergebnisse und von Aberrationen höherer Ordnung (AHO) nach biaxialer Mikroinzisions-Kataraktchirurgie (B-MICS; 1,4 mm) und Implantation einer neuen asphärischen Intraokularlinse (IOL). Material und Methoden: Insgesamt wurden 157 Augen von 106 Patienten in diese prospektive, monozentrische Studie aufgenommen. Auf die B-MICS (1,4 mm; 26 Augen) folgte die Implantation der asphärischen Mikroinzisionslinse Incise® IOL MJ14T (Bausch & Lomb, Rochester, NY, USA). Bei den Patienten in den Kontrollgruppen wurde entweder eine 1,8-mm- (koaxiale MICS, Akreos MI60, 41 Augen), eine 2,2-mm- (Kleininzisions-Kataraktchirurgie, Tecnis ZCB00, 44 Augen) oder eine 2,2-mm-Koaxial-Phakoemulsifikation (Kleininzisions-Kataraktchirurgie, CT Asphina, 46 Augen) mit Implantation einer asphärischen IOL durchgeführt. Nachfolgend wurden intraoperative und postoperative Komplikationen, der bestkorrigierte Visus, AHO bei einer 5,0-mm-Pupille mittels iTrace-Aberrometer (Tracey Technologies, Houston, TX, USA) sowie der Endothelzell-Verlust analysiert. Der Unterschied zwischen den Gruppen wurde mittels Varianzanalyse ausgewertet. Ergebnisse: In der Incise-Gruppe verbesserte sich der durchschnittliche bestkorrigierte Visus signifikant von 0,4 ± 0,27 logMAR präoperativ auf 0,05 ± 0,07 postoperativ. Der quadratische Mittelwert der Gesamt-AHO in den Augen betrug 0,419 ± 0,191 µm, die sphärische Aberration 0,168 ± 0,072 µm und die Koma 0,213 ± 0,200 µm. Beim bestkorrigierten Visus (p = 0,097), der Gesamt-AHO (p = 0,630) und der Koma (p = 0,193) bestand kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den 4 Gruppen. Schlussfolgerung: Die asphärische Mikroinzisions-IOL wurde sicher durch eine 1,4-mm-Inzision implantiert und lieferte ähnlich gute postoperative Ergebnisse wie die koaxiale 1,8- und 2,2-mm-Phakoemulsifikation. Übersetzung aus von Sonnleithner C, et al: Clinical results and higher-order aberrations after 1.4-mm biaxial cataract surgery and implantation of a new aspheric intraocular lens. Ophthalmic Res 2015;53:8-14 (DOI: 10.1159/000364808)

Die bereits seit Längerem zur Verfügung stehende mikroinzisionelle Kataraktchirurgie (MICS) erlaubt sehr kleine Zugänge von unter 2 mm, wobei die erhofften Vorteile eine Verminderung des operativ induzierten Astigmatismus bzw. eine geringere Induktion von Aberrationen, ein geringeres Endophthalmitis-Risiko sowie ein geringerer Bedarf an Tunnelnähten sind.

Die koaxiale MICS (C-MICS) ist prinzipiell vergleichbar mit der koaxialen Phakoemulsifikation in Kleinschnitttechnik über 2 mm, bei der während der Phakoemulsifikation die Irrigation und Aspiration über das Phako-Handstück durch einen kornealen Tunnelschnitt erfolgen. Im Gegensatz hierzu erfolgt bei der biaxialen MICS (B-MICS) die Irrigation über ein separates Handstück, wodurch der Phakostift ohne Sleeve deutlich schlanker ausfällt und der Zugang entsprechend verkleinert werden kann.

Die in der hier vorgestellten prospektiven, randomisierten und monozentrischen Studie getestete hydrophile Intraokularlinse (IOL) Incise® IOL MJ14T (Bausch & Lomb, Rochester, NY, USA) wurde nach 1,4-mm-B-MICS über eine Parazentese implantiert. Die Besonderheit liegt hierbei darin, dass für die IOL-Implantation der Zugang von 1,4 mm nicht erweitert werden musste. Vier Wochen nach dieser Operation verglichen von Sonnleithner et al. den bestkorrigierten Visus und Aberrationen höherer Ordnung (HOAs; gemessen mit dem iTrace-Aberrometer; Tracey Technologies, Houston, TX, USA) mit Linsenimplantationen nach 1,8-mm-C-MICS sowie nach 2,2-mm-Kleinschnitttechnik (2 verschiedene IOL). Änderungen der Aberrationen höherer Ordnung kommt neben Sphäre und Zylinder besondere Bedeutung zu, unter anderem weil diese operativ induzierten Refraktionsfehler nicht über die Brillenanpassung korrigiert werden können.

Alle Eingriffe mit Implantation der Incise-IOL (n = 26) wurden komplikationslos ohne Erweiterung oder Naht der Schnitte durchgeführt. Bezogen auf den bestkorrigierten logMAR-Visus waren die Ergebnisse zwischen den einzelnen Gruppen ohne statistisch signifikanten Unterschied. Bezogen auf die HOAs insgesamt und auch bei gesonderter Betrachtung der Koma bestanden interessanterweise keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den einzelnen Gruppen. Weiterhin zeigte sich ein moderater postoperativer Endothelzell-Verlust von 16,01% (p < 0,001) 4 Wochen nach OP mit der Incise-IOL. Der operativ induzierte Astigmatismus lag bei 0,45 ± 0,29 D. Ein Vergleich mit den Kontrollgruppen fehlt allerdings.

Die Ergebnisse dieser Studie legen nahe, dass die B-MICS mit der untersuchten IOL ohne Erweiterung der 1,4-mm-Parazentesen für die Linsenimplantation sicher und mit guten klinischen Resultaten durchgeführt werden kann. Probleme bezüglich der Wundintegrität durch Wundüberdehnung oder durch «Corneal Burn» bei fehlendem Sleeve wurden nicht beschrieben. Anders als anzunehmen war konnten jedoch keine Verbesserungen hinsichtlich HOAs im Vergleich mit den Kontrollgruppen erreicht werden.

Prinzipiell lässt sich aus den vorliegenden Ergebnissen keine generelle Empfehlung für B-MICS über Parazentesen ohne Schnitterweiterung ableiten, zumal diese Technik auch dem erfahrenen Chirurgen eine gewisse Lernphase abfordert und es der Anschaffung eines gesonderten Instrumenten-Sets bedarf. Allerdings konnten bisherige Veröffentlichungen zeigen, dass gerade in den ersten Tagen und Wochen nach Kataraktoperationen der chirurgisch induzierte Astigmatismus bei kleineren MICS-Zugängen im Vergleich mit Schnitten über 2 mm geringer ausfällt, was als eine beschleunigte Stabilisierung der Refraktion gewertet werden kann. Dies könnte auch einen Vorteil für die hier vorgestellte noch kleinere Schnitttechnik bedeuten. Vorteilhaft könnte die Technik den Autoren nach zudem bei der Operation der kindlichen Katarakt sein. Durch eine Reduktion des postoperativ bei Kindern erhöhten Leckage-Risikos würden sich vermutlich auch die Risiken von postoperativen Hypotonien und von postoperativen Endophthalmitiden verringern. Falls die Technik zudem die frühen operativ induzierten Astigmatismen zusätzlich reduzieren würde, könnte dies bei Kindern zu einer beschleunigten visuellen Rehabilitation mit kleinerem Amblyopierisiko führen.

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