Abstract
Ziel: Beurteilung der Veränderung der auf das Sehvermögen bezogenen Lebensqualität (LQ) bei Glaukompatienten nach einer Umstellung von Konservierungsmittel-haltiger Medikation auf eine Konservierungsmittel-freie Fixkombination aus Timolol und Dorzolamid in Einzeldosen (unit dose timolol/dorzolamid fixed combination; TDFC UD).Methoden: Prospektive, nichtinterventionelle, multizentrische Studie über einen Zeitraum von 8 Wochen. Die primäre Zielgröße war die Veränderung der Visussymptome nach 8 Wochen gemäß der Glaukom-Symptomskala (GSS).Ergebnisse: 80 Patienten schlossen die Studienteilnahme ab. Nach 8 Wochen lag in allen GSS-Kategorien eine klinisch signifikante Steigerung der Scores im Vergleich zum Studienbeginn vor (GSS-Symptom nach 8 Wochen: +21,15 ± 37,9%; GSS-Funktion nach 8 Wochen: +10,3 ± 31,6%; jeweils p < 0,001 gegenüber Studienbeginn). Der Vergleich zwischen Patienten, die ausschließlich TDFC UD anwendeten, und denen, die TDFC UD sowie weitere Arzneimittel nahmen, ergab in keiner GSS-Kategorie einen Unterschied (in allen Vergleichen p > 0,50).Schlussfolgerungen: Die Umstellung auf TDFC UD bewirkte bei den Glaukompatienten laut Selbstauskunft eine signifikante Verbesserung der LQ. Dies war auch bei solchen Patienten zu beobachten, die gleichzeitig weitere ophthalmologische Therapien anwendeten.Übersetzung aus Ophthalmologica 2014;231:166-171 (DOI: 10.1159/000356468)
Originalartikel
Improvement in Glaucoma Patient Quality of Life by Therapy Switch to Preservative-Free Timolol/Dorzolamide Fixed Combination
Luís Abegão Pintoa,d Evelien Vandewallea Laetitia Gerlierc Ingeborg Stalmansa,b The CosoptUD Switch Study Group
aDepartment of Ophthalmology, University Hospitals Leuven, Leuven, Belgien; bDepartment of Ophthalmology Neurosciences, Laboratory of Ophthalmology, KU Leuven, Leuven, Belgien; cIMS HEOR Belgium, Brüssel, Belgien; dDepartment of Pharmacology and Neurosciences, Faculty of Medicine of Lisbon University, Lissabon, Portugal
Transfer in die Praxis
Glaukompatienten werden in der Regel über viele Jahre hinweg mit Augeninnendruck-senkenden Augentropfen behandelt. Diese Behandlung ist jedoch in vielen Fällen mit unerwünschten Nebenwirkungen verbunden, nicht selten durch die hierbei erforderlichen Konservierungsmittel (meist Benzalkoniumchlorid). Dadurch werden Beschwerden der Hornhaut-Oberfläche, wie Rötungen, Jucken, Brennen, Fremdkörpergefühl oder Trockenheit, im Sinne eines Sicca-Syndroms verstärkt. Untersuchungen mit Glaukompatienten haben einen deutlichen Zusammenhang zwischen reduzierter Lebensqualität und der Ausprägung des Glaukomschadens sowie der Anzahl an Konservierungsmittel-haltigen Augentropfen gezeigt [1].
In der hier kommentierten multizentrischen Studie wurden 102 Patienten auf die Behandlung mit einem Dorzolamid/Timolol-Präparat ohne Konservierungsmittel umgestellt. Nach 4 bzw. 8 Wochen wurden mit einem standardisierten glaukomspezifischen Fragebogen (Glaucoma Symptom Scale; GSS) okuläre Symptome sowie funktionelle Einschränkungen ermittelt. Dabei zeigten sich signifikante Verbesserungen, besonders bezüglich der Symptome Brennen, Jucken und Müdigkeit, aber auch verschwommenes Sehen nahm bereits nach 4 Wochen signifikant ab. Im weiteren Verlauf über die 4 Wochen hinaus war grundsätzlich eine zusätzliche Verbesserung der Lebensqualität feststellbar.
Die Aussagekraft dieser Studie wird ein wenig dadurch geschmälert, dass 40 Patienten zusätzlich andere Augentropfen erhielten, über die keine weiteren Angaben gemacht werden. Auch wurden nur solche Patienten in die Studie eingeschlossen, bei denen ein Wechsel zu einer Konservierungsmittel-freien Behandlung geplant war; dies spricht für bereits bestehende Oberflächenprobleme. Zudem wird die Qualität des benutzten GSS-Fragebogens hinsichtlich der Beurteilung der Lebensqualität in der Fachwelt unterschiedlich bewertet [2].
Fazit
Die langjährige Applikation Konservierungsmittel-haltiger Augentropfen zur Drucksenkung hat durch die Beeinflussung der Hornhaut-Oberfläche unstrittig negative Auswirkungen auf die Lebensqualität. Daher erscheint die Verordnung Konservierungsmittel-freier Präparate nicht nur bei allergischen Reaktionen, sondern ebenso bei Befeuchtungsproblemen und subjektiven Beschwerden sinnvoll und ist gegenüber der Krankenversicherung auch begründbar. Bereits eine Reduktion der Anzahl Konservierungsmittel-haltiger Tropfen dürfte eine hilfreiche Option sein, die nicht allein aufgrund einer nur selten zu sichernden Allergie erwogen werden sollte.