Abstract
Objective: Nurses are increasingly becoming involved in integrative oncology (IO) programs. This study examined the additive effect of nurse-provided guidance for self-administered IO therapies on cancer-related fatigue and quality of life (QoL). Methods: The study was randomized and controlled, enrolling patients undergoing active oncology treatment with IO interventions for fatigue and other QoL-related outcomes. IO practitioner guidance on self-treatment with manual, relaxation, and/or traditional herbal therapies was provided to patients in both the intervention and control arms. However, patients in the intervention arms also received additional guidance on self-treatment by IO-trained palliative care nurses. All participants were assessed for fatigue and QoL at baseline and at 24-h follow-up, using the Edmonton Symptom Assessment Scale (ESAS) and the Measure Yourself Concerns and Wellbeing (MYCAW) questionnaire tools. Results: Of 353 patients recruited, 187 were randomized to the intervention and 166 to the control group. Both groups had similar demographic and oncology-related characteristics. Patients in the intervention arm reported significantly greater improvement in ESAS scores for fatigue (p = 0.026) and appetite (p = 0.003) when compared to controls.
Abstract aus Ben-Arye E, Balneaves LG, Yaguda S, et al.: Nurse-guided patient self-treatment in integrative oncology: a randomized controlled trial. Support Care Cancer. 2023 Mar 25;31(4):233.
Transfer in die Praxis von Prof. Dr. Claudia Witt (Zürich/Schweiz)
Hintergrund
Ein gutes Zusammenspiel des interprofessionellen Teams ist in der Versorgung von onkologischen Patient*innen wichtig. Studien weisen darauf hin, dass zusätzlich zu bestehenden Therapien vermittelte Selbstmanagement-Fähigkeiten durch onkologische Pflegekräfte hilfreich sein können. In einer randomisierten Studie [1] haben z.B. pflegeangeleitete Interventionen mit Akzeptanz- und Commitmenttherapie bei Darmkrebspatient*innen u.a. zu einer verbesserten Lebensqualität geführt. Die Rollenverteilung der verschiedenen Professionen im Bereich der Integrativen Onkologie, hier insbesondere zwischen Ärzt*innen und Pflegekräften, ist bisher nicht geklärt und die notwendigen Kernkompetenzen überlappen [2]. Die gelebte Realität hängt stark vom Land und den lokalen Gegebenheiten ab. Folgend einer qualitativen Studie [3] wurden interprofessionelle Beratungen zur komplementären und integrativen Medizin von den Patient*innen sehr positiv wahrgenommen. In Zeiten von limitierten Personal- und Finanzressourcen wird es in der Breite aber nicht umsetzbar sein, dass mehrere Gesundheitsfachpersonen bei einer Patient*innenkonsultation zeitgleich anwesend sind.
Ergebnisse der Studie
In der Studie von Ben-Arye et al. bekamen alle Patient*innen ein personalisiertes integrativ-onkologisches supportives Behandlungsangebot (u.a. Akupunktur und Phytotherapie). Evaluiert wurde die Effektivität und Auswirkung von zusätzlicher komplementärmedizinischer Anleitung durch speziell ausgebildete (120 h) Pflegekräfte auf die Verbesserung der Fatigue und Lebensqualität. Die Autor*innen berichten, dass Patient*innen in der Interventionsgruppe aufgrund der Intervention mehr manuelle Behandlungen und komplementärmedizinische Anleitung (64% gegenüber 38%) erhielten und danach weniger Fatigue hatten als die Kontrollgruppe. Die Lebensqualität unterschied sich nicht statistisch signifikant zwischen beiden Gruppen. Es fällt beim Lesen der Studie aber auch auf, dass die statistische Analyse eher oberflächlich beschrieben ist und der Umgang mit multiplen Tests bei den multiplen Outcomes unklar ist. Die Autor*innen führen aber auch an, dass möglicherweise unspezifische Effekte zur Reduktion der Fatigue beigetragen haben könnten.
Fazit für die Praxis
Selbstmanagementmaßnahmen zu stärken und damit Symptome zu reduzieren und die Selbstwirksamkeit von Krebspatient*innen zu steigern, ist ein wichtiges Ziel einer interprofessionellen supportiven Therapie. Auch wenn sich aus der Studie keine klaren zukünftigen Strategien ableiten lassen, weist sie einmal mehr auf das Potenzial einer interprofessionellen Zusammenarbeit auch im Bereich der Integrativen Onkologie hin. Das Bedürfnis von Krebspatient*innen zur Komplementärmedizin, Informationen und Behandlungsangebote zu erhalten, zeigte sich in vielen Umfragen. Deshalb sollte geklärt werden, welche Profession welche Rolle am besten übernehmen kann und ob in Zukunft multiprofessionelle Ausbildungen im Bereich der Integrativen Onkologie angeboten werden sollten.
Disclosure Statement
Die Autorin war von 2027 bis 2021 Prodekanin für Interprofessionalität der Medizinischen Fakultät der Universität Zürich und leitet das interprofessionelle Certificate of Advanced Studies (CAS) Program in Gesundheitspsychologischer Lebensstiländerung und Mind Body Medicine an der Universität Zürich.
Zweitveröffentlichung
Dieser Wissenstransfer wurde erstveröffentlicht in Kompass Onkol. 2024;11(2):86–87 (DOI:10.1159/000539083).