Abstract
Purpose: Insomnia negatively affects quality of life in cancer survivors. Expectations of insomnia treatment efficacy may influence response to intervention. We sought to determine whether pre-treatment outcome expectancy predicts response to two non-pharmacological interventions for insomnia among cancer survivors. Methods: We analyzed data from a randomized clinical trial that compared acupuncture versus cognitive behavioral therapy for insomnia (CBT-I) in cancer survivors. Patient expectancy was measured by the Mao Treatment Expectancy Scale (MTES) at baseline. Insomnia severity was assessed using the Insomnia Severity Index (ISI) at treatment completion (week 8). Multivariate linear regression was used to evaluate the associations between pre-treatment expectancy and ISI score at week, 8 adjusting for co-variates. Results: Expectancy for acupuncture and CBT-I were similar at baseline (acupuncture: 13.3 ± 4.0; CBT-I: 13.2 ± 2.9, p = 0.17). Greater baseline expectancy scores were associated with a greater and statistically significant insomnia severity reduction at week 8 in the acupuncture group (beta coefficients [Coef.] = - 0.35, 95% confidence interval [CI] = - 0.6 to - 0.1, p = 0.016) adjusted for co-variates. Baseline expectancy was not statistically associated with insomnia severity reduction in the CBT-I group (Coef. = - 0.2, 95% CI = - 0.7 to 0.2, p = 0.31). High expectancy was significantly associated with greater proportion of treatment responders at week 8 in the acupuncture group (76% vs. 38%, p = 0.001) but not in the CBT-I group (83% vs. 70%, p = 0.21). Conclusions: Higher pre-treatment outcome expectancy predicted significantly greater insomnia improvement in patients receiving acupuncture but not in those receiving CBT-I. Implications for cancer survivors: Aligning treatment provision with expected outcomes may lead to personalized non-pharmacological insomnia management for cancer survivors.
Abstract aus Li X, Bao T, Garland SN, Li SQ, et al.: Does expectancy affect insomnia treatment response in cancer survivors receiving acupuncture and cognitive behavioral therapy? J Cancer Surviv. 2023 Jun;17(3):826–835.
Transfer in die Praxis von PD Dr. Petra Voiß (Essen)
Hintergrund
Etwa 50% der onkologischen Patienten leiden unter einer Insomnie [1‒4]. Insomnie wirkt sich negativ auf die Lebensqualität, die krebsbedingte Fatigue, auf kognitive Dysfunktionen und möglicherweise auch auf die Prognose aus [4‒7]. Die pharmakologische Therapie der Insomnie wird nur für eine Dauer von höchstens 4 Wochen empfohlen, sodass nicht pharmakologischen Therapien eine hohe Bedeutung zukommt [8, 9]. Als Erstlinientherapie wird die Kognitive Verhaltenstherapie bei Insomnie als Gruppenprogramm auch für onkologische Patienten empfohlen [10]. Studien legen auch eine Wirksamkeit von Akupunktur in der Therapie von Insomnie nahe [11]. In einer 2019 publizierten randomisierten, kontrollierten Studie wurde die Kognitive Verhaltenstherapie bei Insomnie versus Akupunktur in der Therapie von Überlebenden einer Krebserkrankung mit Insomnie verglichen [12]. Obwohl beide Behandlungen zu bedeutsamen und dauerhaften Verbesserungen führten, war die Verhaltenstherapie wirksamer. In beiden Gruppen wurden ähnliche Verbesserungen in Bezug auf Fatigue, Stimmung und Lebensqualität beobachtet. Für Patienten, die Insomnie und Schmerzen aufwiesen, war die Akupunktur wirksamer als die Verhaltenstherapie. Die Forschergruppe um Garland und Mao untersuchte jedoch nicht nur die Wirksamkeit der beiden Verfahren. In einer weiteren Publikation wurde berichtet, dass wahrscheinlich individuelle genetische Charakteristika das Ansprechen auf Akupunktur, nicht aber auf Verhaltenstherapie, beeinflussen [13]. In der hier vorliegenden Studie wird dargestellt, wie sich die Erwartungshaltung der Patienten vor der Intervention auf das Ansprechen von Akupunktur und Verhaltenstherapie auswirkt.
Ergebnisse der Studie
Von den 160 eingeschlossenen Patienten füllten 158 Teilnehmer den Erwartungsfragebogen vor der Intervention aus, und 147 (75 in der Akupunktur-Gruppe und 72 in der Verhaltenstherapie-Gruppe) nach 8 Wochen Intervention. Eingeschlossen in die Studie wurden onkologische Patienten mit der Diagnose von Insomnie mindestens 1 Monat nach Akuttherapie. Patienten wurden ausgeschlossen, wenn sie bereits Erfahrung mit Verhaltenstherapie oder Akupunktur zur Therapie von Insomnie hatten. Die Vorerfahrung mit Akupunktur und Verhaltenstherapie in der Behandlung anderer Symptome wird in der Publikation nicht berichtet. Eine positive Vorerfahrung könnte die Erwartungshaltung beeinflussen. Die Erwartungshaltung zu Akupunktur und Verhaltenstherapie war zu Beginn ähnlich. Höhere Ausgangswerte für die Erwartungshaltung waren mit einer größeren und statistisch signifikanten Verringerung des Schweregrads der Schlaflosigkeit in Woche 8 in der Akupunkturgruppe verbunden, bereinigt um Kovariaten. Die Ausgangserwartung war in der Verhaltenstherapie-Gruppe nicht statistisch mit der Verringerung des Schweregrads der Schlaflosigkeit verbunden. Eine hohe Erwartungshaltung war in der Akupunktur-Gruppe, nicht aber in der Verhaltenstherapie-Gruppe, signifikant mit einem größeren Anteil an Behandlungs-Respondern in Woche 8 verbunden.
Fazit für die Praxis
Leiden onkologische Patienten unter einer Insomnie, können Komorbiditäten und die Erwartungshaltung der Patienten eine Entscheidungshilfe bei der Wahl der Therapie bieten. Akupunktur ist insbesondere bei Patienten, die zusätzlich unter Schmerzen leiden und eine hohe Erwartungshaltung hinsichtlich der Wirksamkeit haben, zu empfehlen. Für die Wirksamkeit der Verhaltenstherapie spielt die Erwartungshaltung keine Rolle. Sowohl durch Verhaltenstherapie als auch durch Akupunktur können Fatigue, Stimmung und Lebensqualität verbessert werden. Unbedingt sollten die individuellen Bedürfnisse und Präferenzen der Patienten Berücksichtigung finden.
Disclosure Statement
Frau Petra Voiß gibt Honorartätigkeiten für Novartis, Pfizer, Roche, Seagen, Lilly und Beratertätigkeiten für WALA und Novartis an.
Zweitveröffentlichung
Dieser Wissenstransfer wurde erstveröffentlicht in Kompass Onkol. 2023;10(4):194–195 (DOI: 10.1159/000535396).
Die Literatur ist unter https://karger.com/kkp/article/doi/10.1159/000540550 abrufbar.