Abstract
The Coronavirus pandemic stresses the importance of eHealth techniques to monitor patients at home. Home monitoring of lung function in asthma and cystic fibrosis (CF) may help to detect deterioration of lung function at an early stage, but the reliability is unclear. We investigated whether lung function measurements at home were comparable to measurements during clinical visits. We analysed prospectively collected data of two one-year observational cohort studies in 117 children (36 with CF and 81 with asthma). All patients performed forced expiratory volume in one second (FEV1) measurements with a monitor at home. Paired FEV1 measurements were included if the measurement on the home monitor was performed on the same day as the FEV1 measurement on the pneumotachometer during a two monthly clinical visit. Bland-Altman plots and linear mixed model analysis were used. The mean difference (home measurement was subtracted from clinical measurement) in FEV1 was 0.18 L in CF (95% confidence interval (CI) 0.08–0.27 L; p < 0.001) and 0.12 L in asthma (95%CI 0.05–0.19 L; p < 0.001). FEV1 measurements at home were significantly lower than clinically obtained FEV1 measurements, which has implications for the application of this technique in the daily clinical situation.
Abstract aus Gerzon FLGR, Jöbsis Q, Bannier MAGE, et al.: Discrepancy between lung function measurements at home and in the hospital in children with asthma and CF. J Clin Med. 2020;9(6):E1617.
Transfer in die Praxis von Maximilian Jorczyk (Dresden)
Hintergrund
Die kontinuierliche Betreuung von Kindern und Jugendlichen mit chronisch pulmonalen Erkrankungen stellt nicht nur in Zeiten von Covid-19 eine Herausforderung dar. Um Exazerbationen oder Folgen einer Untertherapie bei Asthma bronchiale und Mukoviszidose frühzeitig erkennen und behandeln zu können, besteht die Notwendigkeit eines reliablen und möglichst regelmäßigen Monitorings der Lungenfunktion. Es existiert eine Vielzahl von zertifizierten Heim-Spirometern bzw. Peak-Flow-Metern, jedoch bleibt die Verlässlichkeit der zu Hause erhobenen Messungen oft unklar. Laut den Autoren existieren bisher keine Studien, die die zuhause selbstständig durchgeführten Messungen mit Klinikmessungen vom selben Tag vergleichen. Der zur Therapiesteuerung häufig verwendete Wert des forcierten expiratorischen Volumens in 1 Sekunde (FEV1) hängt in hohem Maße von der Messtechnik bzw. der Motivation und Mitarbeit der kleinen Patienten ab. Ein möglichst exakter Wert ist jedoch für eine frühzeitige Intervention bei Verschlechterungen und auch zur Vermeidung unnötiger Vorstellungen bei falsch negativen Auffälligkeiten unabdingbar.
Ergebnisse der Studie
Frederick L.G.R. Gerzon und Kollegen konnten mit ihrer hier kommentierten Re-Analyse der Daten aus zwei bereits publizierten Studien zeigen, dass die im Heimmonitoring erhobenen FEV1-Messungen signifikant von den am selben Tag erhobenen FEV1-Werten in der Klinik abwichen. Die verwendeten Daten, welche aus der RASTER- bzw. PREVEC-Studie stammten, zeigten über alle Gruppen hinweg ein signifikant niedrigeres FEV1 in den zu Hause gewonnenen Messungen. Der Effekt war unabhängig von der Anzahl der bereits in der Klinik erfolgten Messungen. Die Abweichung des FEV1 wurde umso größer, je älter die Kinder waren. Als mögliche Ursache nannten die Autoren eine Messung mit weniger elterlicher Anleitung bzw. ein physiologisch höheres FEV1 im älteren Kindes- und Jugendalter und einer damit höheren absoluten Messabweichung.
Fazit für die Praxis
Das Heimmonitoring der Lungenfunktion stellt in Kombination mit Symptomtagebüchern ein wichtiges Hilfsmittel für die Behandlung chronisch pulmonal erkrankter Kinder und Jugendlicher dar. Dies gilt besonders in der aktuellen Situation, in der die Anzahl der Klinik- bzw. Ambulanzbesuche für Risikogruppen minimiert werden sollte. Die Autoren um Gerzon haben für die untersuchten Patientenkollektive überzeugend dargestellt, dass die durch Heim-lungenfunktionsmessung gewonnenen Daten häufig einen signifikanten Fehler aufweisen. Im Prinzip wird dies für viele keine wesentliche Überraschung sein. Neu ist jedoch der Nachweis des signifikanten und systematischen Abweichens der Werte von den Klinikmessungen am selben Tag. Auch dass der Effekt mit den aktuellen Schulungen keinerlei Lernkurve zu unterliegen scheint und sich mit älter werdenden Kindern noch vergrößert, wirkt doch eher ernüchternd. Die Studie zeigt die klare Notwendigkeit, zukünftige Forschungs- und Entwicklungsaktivität nicht nur in primär technisch verbesserte Heimgeräte zu stecken, sondern vor allem Programme zu etablieren, welche eine noch bessere Anleitung und Überwachung der Heimmessung sicherstellen, um diese näher an das Kliniksetting heranzuführen. Das Thema E-Health hat in diesem Jahr mit dem Inkrafttreten des Digitale-Versorgung-Gesetzes auch in Deutschland Fahrt aufgenommen. Die neuen Möglichkeiten, wie z.B. Apps auf Rezept zu verschreiben, sollten diesbezüglich aktiv genutzt werden. Mit der neuen Gesetzeslage ergibt sich auch für externe Anbieter die Möglichkeit z.B. Programme für eine video-telemedizinisch gestützte und dadurch besser angeleitete Heim-Spirometrie-Messung zu entwickeln. Diesbezüglich bedarf es weiterer Studien, um die Effekte solcher Instrumente zu validieren und damit auch dem Gesetzgeber die Notwendigkeit zur langfristigen Finanzierung aufzuzeigen. Damit bestünde die Chance, eine weitere Verbesserung der Therapiesteuerung für chronisch pulmonal erkrankte Kinder und Jugendliche zu erreichen.
Disclosure Statement
Hiermit erkläre ich, dass keine Interessenskonflikte in Bezug auf den vorliegenden Text bestehen.